Ich höre was, was du nicht hörst

Töne sind nicht einfach Töne: Eine Audio-Aufnahme verfügt über einen Subtext. Und jeder ordnet das, was er hört unterschiedlich ein. Somit wird Aufnehmen und Abhören zum politischen Akt, sagt Dont Rhine vom Klangprojekt Ultra-Red.
Klangkünstler machen Kunst mit Klang - so die landläurige Meinung. - Falsch, sagt das linke Projekt Ultra-Red, denn Hören, Aufnehmen und Abspielen sind politisch.
Ultra-Red kommen aus der Graswurzelbewegung der 90er-Jahren und waren in ihrer Heimatstadt Los Angeles rund um AIDS und Gentrifizierung aktiv. Sie fingen an, den Kampf um Bewußtwerdung und praktische Veränderung von Repression mit Hilfe von Field Recordings, später mit Plattenveröffentlichungen zu führen. Über die Praxis und Theorie von Ultra-Red haben wir mit dem Mitgründer Dont Rhine gesprochen.
Sind wir, was wir hören?
Was wir hören, wenn wir Stimmen, Atmo, Musik einer Audio-Aufnahme hören, hänge auch davon ab, woher wir kommen, welchen Background wir hätten, so Rhine. Das bedeute zum Beispiel, Geräusche wahrzunehmen, die andere nicht auf Anhieb heraus hören. Und diese anders einzuordnen, als es die nächste Person täte, die die Aufnahme anhört.