Klangkörper

"Man kann die finanziellen Rahmenbedingungen nicht ignorieren"

Peter Boudgoust im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 13.11.2013
Rund 160 Dirigenten hatten sich in einem offenen Brief gegen die Fusion der SWR-Sinfonieorchester ausgesprochen. SWR-Intendant Peter Boudgoust hat zwar Verständnis für die Proteste, weist aber auf Sparzwänge des Senders hin. Er sei als Intendant den Beitragszahlern verpflichtet.
Im Deutschlandradio Kultur betonte der SWR-Intendant, dass er die Proteste durchaus nachvollziehen könnte:
"Ich verstehe, dass sich Dirigenten und Komponisten gegen die Fusion zweier Orchester wenden. Da gibt es nix schönzureden. ( ... ) Allerdings werde ich ihnen auch sagen: Mein Auftrag als Intendant des SWR ist es nicht, die deutsche Orchesterlandschaft in ihrem Bestand zu bewahren. Unsere Beitragszahler erwarten von ihrem Sender und damit von ihrem Senderchef, dass er ihre Rundfunkbeiträge für gutes RF-Programm einsetzt, das heißt für verlässliche, aktuelle Informationen, für investigative Reportagen im Fernsehen und im Radio, für bewegende Fernsehfilme, spannende Serien, für packende Dokumentationen, auch für begleitende und kommentierende Kulturberichte. Das kann man nachlesen im SWR-Staatsvertrag."
Die Kultur könne sich eben nicht frei machen von den Rahmenbedingungen des Rundfunks, so Boudgoust weiter.
"Und diese Rahmenbedingungen sehen eben so aus, dass wir 25 Prozent einsparen müssen bis zum Ende dieses Jahrzehnts. ( ... ) Und das betrifft alle Bereiche des Hauses."
Er habe lange versucht, "um die Orchester einen Schutzzaun zu errichten". Doch das sei nicht länger möglich. Würde man jetzt versuchen, beide Orchester zu erhalten, gäbe es einen schleichenden Qualitätsverlust.
"Das wäre ein fataler Weg, denn er führt geradewegs dazu, dass zwei herausragende, hervorragende Orchester, auf die wir stolz sind, ins Mittelmaß, in die Mittelmäßigkeit gespart werden. Das ist für mich kein Weg, denn diese Orchester rechtfertigen sich gerade durch ihre Exzellenz."
Wenn man diese Exzellenz auf Dauer halten will, bleibe nur der Weg der Fusion. Außerdem unterhalte der SWR noch weitere herausragende Ensembles und ist Ausrichter hochkarätiger Veranstaltungen wie die Donaueschinger Musiktage. Das wolle man auch weiterhin erhalten, müsse aber die Rahmenbedingungen im Blick behalten.
Bei der Fusion soll die künstlerische Tradition beider Orchester erhalten bleiben. Boudgoust verspricht: "Das wird keine technokratisch bürokratisch durchgepaukte Fusion werden, sondern wir werden auf jeden einzelnen Musiker zugehen. Wir werden alle Voraussetzungen schaffen, dass auch eine neue Harmonie entsteht, dass die Musiker auch zusammenarbeiten."
Zumal längst nicht alle Musiker von der bevorstehenden Fusion abgeschreckt seien, betont der Intendant:
"Niemand freut sich über die Fusion, aber es gibt durchaus Musiker, die sagen: 'Das kann spannend werden. Wir freuen uns auf eine Zukunft, die auch neue Herausforderungen birgt'. Und einfach so weitermachen und immer die Tradition beschwören, das kann auch keine alleinige Lösung sein."
Mehr zum Thema