Kirche in den USA

Der Ball der Jungfrauen

Die Mädchen beim White Rose Purity Ball im Vestavia Country Club.
Die Mädchen beim White Rose Purity Ball im Vestavia Country Club. © Deutschlandradio / Tom Noga
Von Tom Noga · 20.09.2015
Der Purity Ball ist im US-Bundesstaat Alabama so groß wie das Abschlussfest der High School. Dort gehen zwölfjährige Mädchen mit ihrem Vater hin und geloben feierlich, jungfräulich zu bleiben - bis zur Ehe. Ein Besuch im bibelfesten Süden.
Schwerfällig pellt sich Mark Wesson aus seinem Geländewagen. Ein massiger Mann, hünenhaft, 50 something, die millimeterkurzen grauen Haare akkurat frisiert. Mit galanter Geste öffnet er seiner Tochter Anna Grace die Beifahrertür und hilft ihr beim Aussteigen. Anna Grace ist 13 - und schwer begeistert.
"Im really excited, I can't wait."
Arm in Arm überqueren sie den Parkplatz mit Blick auf die grünen Hügel um Birmingham, die größte Stadt in Alabama. Alabama liegt im Bible Belt, dem tiefen Süden der USA. Die Menschen hier sind konservativ und bibeltreu.
"Dann gehen wir mal rein in den Vestavia Country Club. Da drin findet der White Rose Purity Ball für Väter und Töchter statt. Veranstaltet wird er von Männern, die unrein gelebt haben und das auch bei ihren Töchtern beobachtet haben."
Ganz Gentleman der alten Schule hält er Anna Grace eine Flügeltür auf. Und den nächsten beiden Paaren gleich mit - es sind ebenfalls Väter und Töchter. Drinnen die Registrierung. Marc nennt seinen Namen - schon hält er die Tischkarten in der Hand.
"Jetzt in den Saal, wo das Bankett stattfindet, mit Abendessen, Tanz und natürlich mit der Zeremonie. Die Band ist schon auf der Bühne. Wirklich groß der Ballsaal. Ein schönes Bild, die Männer in Smokings und die Mädchen in Abendkleidern. Sieht so aus, als hätten die meisten anderen Väter und Töchter schon ihre Plätze eingenommen. Wir müssen zu Tisch Nummer fünf."
Auch die Wessons habe sich rausgeputzt. Marc trägt Smoking und Fliege, Anna Grace ein knöchellanges Tüll-Kleid, dazu Ballerinas. Die Kleider der anderen Mädchen sind kürzer, die Schuhe höher. Anna Grace lächelt und entblößt dabei eine Zahnspange. Sie wirkt unsicher, der Vestavia Country Club schüchtert sie ein. Die riesigen Kandelaber unter der Decke, das edle Stäbchen-Parkett, die holzvertäfelten Wände. Und die Galerien auf den Fluren. Sie zeigen Bilder früherer Präsidenten des Clubs. Zum Gelände gehören ein Golf- und mehrere Tennisplätze sowie ein olympisches Schwimmbecken mit Sprungtürmen. Die Mitgliedschaft ist "by invitation only". Hier bleibt die feine Gesellschaft lieber unter sich.
Eine Kirche für die Eliten
Mark Wesson ist Vermögensberater und hier Mitglied. Viel wichtiger aber: Er ist Presbyterianer. Im Süden der USA ist das die Kirche der Eliten. Die Gottesdienste am Wochenende, die Frauen,- Männer- und Jugendgruppen sind Teil eines fein gewobenen Netzworks, dass die Gesellschaft in Städten wie Birmingham durchzieht. Wie seine drei erwachsenen Kinder geht auch Anna Grace nicht zur Schule. Sie wird zu Hause unterrichtet. Homeschooling ist beliebt bei evangelikalen Christen, weil die Kinder weniger dem ausgesetzt sind, was sie als verdorbene Welt empfinden.
"Ach, Homeschooling bedeutet doch nur, dass wir unternehmerisch an die Schulausbildung heran gehen. Meine Frau unterrichtet die Kinder, bis zu einem gewissen Punkt. Wenn der Lehrstoff so speziell wird, dass er ihre Kenntnisse übersteigt, heuern wir jemanden an, der unsere Kinder zusammen mit anderen darin unterrichtet. Das wie eine kooperative Schule: Die Kinder kommen ein-, zwei-, dreimal die Woche für spezifischen Unterricht in einzeln Fächern zusammen."
Auf Tisch Nummer fünf steht ein Bouquet aus weißen Rosen. Der Tisch ist weiß gedeckt, die Dinner-Stühle in derselben Farbe bezogen. Den Wessons gegenüber sitzen die Reids: Vater Tripp, leicht füllig, das Harr licht, ist eine Dekade jünger als Mark Wesson. Er trägt einen blauen Anzug und eine gestreifte Krawatte. Tochter Eliza ist blond und pummelig und hat sich für ein ärmelloses Oberteil und einen Rock entschieden, Ton in Ton in türkis. Neben Mark sitzt Joby O'Brien, der Organisator und Initiator des Balls.
"Unsere Kultur, unsere ganze Gesellschaft wird seit zig Jahren untergraben. Dagegen müssen wir als Christen Position beziehen. Wir müssen diese Entwicklung umkehren, sonst werden wir irgendwann weggespült. Immer mehr Paare leben ohne Trauschein zusammen, die Scheidungsrate steigt, Familien zerbrechen oder bestehen nur aus einem Elternteil. Immer mehr Sex im Fernsehen. Es gibt keine Werbung mehr, die ohne Sex auskommt. Du guckst ein Basketballspiel und denkst, dass du sicher bist. Aber dann kommt Werbung und du balgst dich um die Fernbedienung, damit deine Kinder das nicht sehen müssen."
Mark Wesson nickt. So sieht er das auch:
"Wenn du in Birmingham aufgewachsen bist, in einer christlichen Jugendgruppe, dann hast du gelernt, was Reinheit ist. Auch wenn es viele Hindernisse gab, und ich körperlich und im Kopf nicht immer rein war. Aber wir waren geschützt. Dieser Schutz ist unter dem Ansturm der Technologie zusammengebrochen. Und wir sind allem ausgesetzt, was es auf der Welt gibt."
Das Essen wird serviert: Kartoffelsuppe, Hühnerbrust an Lauchgemüse, Crème Brûlée. Als Getränke werden Soft Drinks gereicht. Die Tische im Saal stehen dicht an dicht. 120 Paare, also Väter und Töchter, nehmen am Ball teil. Mit den Honoratioren summiert sich das auf 300 Personen. Beim ersten White Rose Purity Ball waren es nur 60 Paare.
Für Joby O’Brien belegen die gestiegenen Teilnehmerzahlen, dass er mit dem Ball einen gesellschaftlichen Nerv getroffen hat. Er ist Anfang 50, Zahnarzt von Beruf, Vater von vier Kindern und nie groß aus Birmingham rausgekommen. Die Idee für den Ball geht auf seinen persönlichen Sündenfall zurück. Er beugt sich rüber und senkt die Stimme: Joby war, wie er es formuliert: pornosüchtig.
"Und zwar so schlimm, dass ich jeden Tag im Internet war, um mir diese Sachen anzugucken. Bin ich mit einer andere Frau fremdgegangen? Nein, aber darum geht's nicht. Ich war emotional woanders, nicht bei meiner Frau. Dann hat sie etwas auf meinem Computer gefunden. Sie war am Boden zerstört. Ich habe Hilfe von kirchlichen Diensten in unserer Gemeinde bekommen und dadurch gelernt, die Hände davon zu lassen und meine emotionalen Bedürfnisse auf legitime statt illegitime Weise zu befriedigen."
Er schaute sich Pornos an - und musste Buße tun
Dass er die Stimme senkt, ist den Kindern am Tisch geschuldet. In seiner Gemeinde sind seine Probleme bekannt. Die öffentliche Buße ist nach Jobys Verständnis Voraussetzung für die Vergebung. Neben der Besserung, verstehet sich. Daran arbeitet Joby.
"Den Sexualtrieb hat Gott uns gegeben, wir brauchen ihn. Wir dürfen ihn nur nicht auf unangemessene Art und Weise befriedigen. Du hast das also im Kopf. Was du tun musst, ist jeden verfügbaren Gedanken auf den Gehorsam Jesus gegenüber zu konzentrieren. Wenn ich mir also bei einem Mädchen vorstelle, wie es ohne Kleider aussieht, muss ich diesen Gedanken beenden und versuchen, an so etwas wie Philipper 4.8. zu denken."
"Übrigens, Brüder, alles was wahr, alles was würdig, alles was gerecht, alles was rein, alles was lieblich ist, alles was wohl lautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dieses erwäget" - so lautet der Brief des Apostels Paulus an die Philliper. Der Bibelvers ist Leitmotiv für den White Rose Purity Ball, in Anlehnung dran werden Joby und die anderen Initiatoren die "4.8. fathers" genannt.
Purity Bälle gehen zurück auf eine Graswurzelbewegung namens "True love waits", die in den 90er-Jahren an christlichen Universitäten im Süden entstanden ist - als eine Art sexuelle Konterrevolution. Den ersten Purity Ball hat ein Pfarrer aus Colorado Springs veranstaltet. Das war von 15 Jahren. Heute gibt es landesweit 40 solcher Bälle, mal wie in Birmingham für 13-jährige Mädchen, mal dürfen sie jünger sein. Plus eine Vielzahl an kirchlichen Banketten mit ähnlicher Ausrichtung, aber anderer Bezeichnung.
Auftritt Morgan Grubb. Eine junge Frau, Anfang 20, mit langen brünetten Haare und wallendem Kleid. Sie erzählt von ihrem persönlichen Kampf um Reinheit und Jungfräulichkeit. Dann greift sie in die Saiten und trägt ein Lied vor: "You are so good." Es handelt davon, dass sie werden will wie Jesus. Morgan hat den Songs selbst geschrieben. Tripp Reid ist begeistert, vor allem von ihrer Rede.
Eliza und Tripp Reid in Birmingham, Alabama
Eliza und Tripp Reid in Birmingham, Alabama© Deutschlandradio / Tom Noga
Tripp Reid hat einen Sohn und zwei Töchter, Eliza ist die jüngste. Tripp arbeitet bei einem Telefonanbieter, seine Frau ist Hilfslehrerin. Alle Kinder besuchen eine christliche Privatschule. Dort wird aus biblischer Perspektive gelehrt, die Evolutionslehre beispielsweise nur als eine mögliche Theorie über die Entstehung der Erde. Und es herrschen aus strenge Sittlichkeitsregeln, angefangen bei der Kleidung. Nicht alle Mädchen halten sich daran, bemängelt Eliza.
"Sie kriegen dann d-halls. Trotzdem machen sie immer weiter, hinter dem Rücken den Lehrern. Aber meine Freundinnen und ich tragen wie vorgeschrieben bauschige Klamotten."
"Du musst erklären, was d-hall ist."
"Eine Detention hall."
"Wenn sie unangemessene Kleidung tragen, bekommen sie Arrest."
"Unser Dress Code besagt: keine dehnbaren Klamotten, also keine Leggings, außer ich trage ein Kleid oder wenigstens einen Rock drüber. Shirts müssen auf der Schulter drei Finger breit sein, Röcke übers Knie gehen. Das ist der Dress Code in der Reinheit Gottes."
Dress Code in der Reinheit Gottes
Die eigentliche Zeremonie. Feierlich unterschreiben die Väter den "Purity Covering and Covenant", die Verpflichtung zum Bewahren der Reinheit, der eigenen und jener der Tochter. Sie unterschreiben als "Hohe Priester im eigenen Haus", wie es in dem Schriftstück heißt. Es endet mit dem Satz: "This covering will be used by God to influence generations to come" - Gott wird dieses Abkommen als Beispiel für kommende Generationen verwenden.
"Ich sehe das als Herausforderung, für meine Tochter und für mich selbst: nur Dinge anzustreben, die rein, lieblich, edel und gut sind. Das haben wir alle unsere Kinder von Anfang an gelehrt: Auch wenn es Versuchungen im Leben gibt, die schnellen Genuss verheißen, so müssen wir doch warten, bis Gott uns im Bund der Ehe damit versorgt."
Joby O’Brien greift sich das Mikrofon. Die Väter sollen sich rechts vom Eingang aufstellen, die Mädchen links. Vergesst nicht, eine weiße Rose mitzunehmen, mahnt Joby. Die Wessons sind schon aufgesprungen. Auch Eliza Reid kann es nicht mehr erwarten.
"Im really excited about it, about the rose ceremony."
Ein Holzkreuz wird vor die Bühne gefahren. Es steht auf einem Tisch - eine Art Altar. Jetzt steht auch Tripp Reid auf. Er ist nervös, wie er sagt.
"Im a little nervous but Im looking forward to it."
Zwei junge Männer bauen sich vor dem Altar auf und kreuzen zwei echte, aber stumpfe Schwerter über ihren Köpfen. Die Paare defilieren drunter durch, die Mädchen legen ihre Rosen auf dem Altar ab. Das gilt als Gelöbnis.
Voller Stolz führt Tripp Reid seine Tochter zum Altar. Eliza strahlt übers ganze Gesicht. Mark Wesson strafft sich und schreitet durch den Saal, kerzengerade, die Brust geschwollen. Als die Rose abgelegt ist, streift er seiner Tochter den Purity Ring über den rechten Ringfinger. Anna Grace schluchzt.
"Diese Verpflichtung zur Reinheit ist sehr wichtig für mich. Das ist es, was Gott von mir erwartet."
Morgan Grubb, die Sängerin, sitzt am Bühnenrand. Auch sie ist bewegt.
"Ich liebe dieses Bild, Väter und Töchter. Was für ein starker Abend! Es ist ja nicht nur ein Vater mit seiner Tochter, es sind viele, die sich generationsübergreifend für ein Leben in der Gefolgschaft von Jesus verpflichten. Das wird nicht leicht, das ist eine Schlacht, die wir bestehen müssen. Ich mag vor allem das Ende des Gelöbnisses, wenn die Töchter wie jetzt auf dem Boden knien und die Väter über ihnen beten. Man könnte ja den Mädchen Druck machen: Hier hast du deinen Purity Ring, jetzt lebe eine reines Leben, während die Väter pornosüchtig sind oder Ehebrecher. Aber diese Väter sagen: Wir fordern das nicht von euch, wir tun es selbst. Sie sind für ihre Töchter da, sie kämpfen für die Herzen und die Reinheit ihrer Töchter. Das liebe ich am meisten an diesem Abend."
Der Tanz ist eröffnet, mit einem Walzer. Tripp und Eliza Reid schlendern Richtung Tanzfläche, Mark Wesson fordert Anna Grace mit einer ausladenden Geste auf. Morgan Grubb lächelt. In diesen Mädchen sieht sie sich selbst vor zehn Jahren. Und in zehn Jahren möchte sie die Mädchen in sich sehen. Als Jungfrauen, es sei denn, sie sind verheiratet.
"Das ist ein großer Teil davon, besonders wichtig in unserer Kultur, die ja hypersexualisiert ist. Das ist ein blinder Fleck, auch für die Kirche. Aber wir müssen uns davor hüten, sie als Ganzes zu nehmen und zu sagen: Reinheit ist Jungfräulichkeit. Für mich bedeutet Reinheit: Jesus. Reinheit kommt aus dem Herzen, sie ist nicht nur gutes Verhalten oder der Verzicht auf bestimmte Dinge. Reinheit bedeutet, dass der Heilige Geist in einem Herz wohnt und es verwandelt. Das verändert zwangsläufig das Verhalten. Aber Reinheit ist Jesus."
Fragen nach dem Alten Testament spielen keine Rolle
Indem sich Morgan nur auf das Neue Testament bezieht, geht sie einem theologischen Problem aus dem Weg: der Frage, wie der Begriff Reinheit im Blick auf die gesamte Bibel zu fassen ist. Dass manche Tiere unrein sind, leuchte ein, die Schlange etwa. Stichwort: Sündenfall. Aber das Schwein? Oder der Hase? Und wieso ist die Frau nach der Geburt eines Jungen sieben Wochen unrein und nach der eines Mädchens 14?
Für Morgan Grubb spielen diese Fragen keine Rolle. Erst recht nicht, wenn es um sexuelle Reinheit geht.
"Es hat schwierige Phase gegeben, aber ich habe immer eine klare Linie gezogen. Ich war ein paar mal mit Jungen zusammen, aber ich habe gefühlt, dass Gott mir gesagt hat: Küsse sie nicht einmal, sonst öffnest du eine Tür."
Die Wessons tanzen und tanzen, geschmeidig, voller Leichtigkeit und Ausdauer. Eliza Reid hat sich schon nach dem ersten Walzer Richtung Selfie-Wand verzogen, wo man sich mit bunten Perücken und verrückten Brillen fotografieren kann. Jetzt setzt sie sich mit ihrem Vater zu Morgan Grubb. Das Gespräch kommt auf den Mann in der Bibel. Polygamie war im ganz frühen Alten Testament gebräuchlich. Jakob etwa hat die zwölf Stämme Israels mit zwei Frauen gezeugt, mit Rahel und Lea. Nur der Verkehr mit Stammesgenossinen war dem Mann verboten. Die Monogamie hat ihren Ursprung denn auch in der griechisch-römischen Kultur, nicht in der jüdisch-christlichen Kultur.
Tripp Reid schüttelt den Kopf: Er sieht Enthaltsamkeit als Pflicht für beide Geschlechter.
"Es ist eine ganz andere Intimität und eine besondere Verbindung, zwischen Mann und Frau, wenn sie nur miteinander und mit niemandem sonst intime Erfahrungen gemacht haben."
Und er selbst? Hat er in der Praxis das gelebt, was er in der Theorie postuliert?
"Wird das aufgenommen? Es ist heikel, verschiedene Grade von Reinheit vor ihr zu diskutieren. Aber ich habe mich verpflichtet und halte mich daran."
Tripp kommt ins Grübeln. Klar, er fordert etwas von seiner Tochter, was er selbst nicht erfüllt hat. Oder nicht erfüllen konnte. Aber dafür gibt es Gründe.
"Wir Männer, wir sind Augentäter. Einige haben weniger mit erotischen Darstellungen und Pornografie zu kämpfen, andere mehr. Bei uns zu Hause mussten wir Sicherungen und Kontrollen einbauen, darüber habe ich neulich noch mit meinem Sohn gesprochen. Bei uns hat keiner einen Computer im Zimmer, alle sind für jeden zugänglich. Ab und an überprüfen wir sie. Sobald die Kinder studieren, muss man ihnen vertrauen. Aber vom Handy unseres Sohnes bekommen wir automatisch Berichte über Internetseiten, die er besucht hat. Er will das, und wir wollen das auch für ihn. Als Männer brauchen wir das fürs ganze Leben."
Der Mann als wilde Kreatur, beherrscht von Instinkten, die er selbst nicht kontrollieren kann. Vielleicht ist es das: Männer wie Tripp Reid wollen ihre Töchter vor dem Tier schützen, dass in ihnen selbst wohnt. Tripp Reid schaut auf die Uhr.
"Wir fahren jetzt. Unterwegs werden wir noch mal eine ganze Weile über alles sprechen."
Liebe ist wie eine Atomreaktion, meint Mark
Der letzte Tanz des Abends. Die Reids sind längst nach Hause gefahren, Morgan Grubb auch. Job O’Brien, der Organisator des White Rose Balls verabschiedet Teilnehmer, vorne im Foyer. Auf der Tanzfläche nur noch ein Paar: Mark und Anna Grace Wesson.
"Wir lieben es zu tanzen. Sie ist energiegeladen, ich auch. Wir haben uns amüsiert."
Die Musiker packen ihre Instrumente, Helfer räumen die Tische ab. Mark und Anna Grace setzen sich. Der Ball und vor allem die Vereinbarung, die er unterschrieben hat. Mark ringt nach Worten. Ist das mehr als eine Verpflichtung?
"Wir alle haben einen Hang zur selben Art und zum selben Ausmaß von Sünde. Und die Dinge des Lebens stimulieren uns dazu. Vor allem die Stimulans der Sinneslust kann man viel besser kontrollieren werden. Wenn man bestimmte Gefühle nicht nährt oder etwas, was in deinem Herzen oder deinem Kopf ist, dann musst du auch nicht gegen den Appetit danach ankämpfen. Heute kannst du im normalen Fernsehprogramm Dinge sehen, die pornografisch sind, eine intime Szene mit einem Mann und einer Frau oder sogar zwei Männern oder zwei Frauen. Solche Szenen pflanzen eine Saat von anderen Dingen in deinem Kopf und deinem Herzen."
Ein forschender Blick. Hat er sich verständlich ausgedrückt? Er hat: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Auch Mark Wesson er auf dem Heimweg noch ein wenig mit Siegern Tochter reden. Über den Ball, über die Zeremonie. Und über die Vereinbarung, die sie heute mit Gott, mit ihren Glaubensbrüdern und miteinander getroffen haben. In Physik hat Anna Grace gerade die Atomspaltung durchgenommen. Einen gute Gelegenheit, findet Mark, ihr mit einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen, warum Reinheit so wichtig ist.
"Liebe ist wie eine Atomreaktion. Wenn die Atomreaktion kontrolliert stattfindet, in einem Reaktor, dann produziert sie Energie für viele Millionen Menschen. Findet sie dagegen in einer Bombe stattfindet, richtet sie Schaden an. So ist das auch mit der Intimität. In einer Ehe gibt sie Leben, außerhalb der Ehe aber ist sie explosiv, sie kann großen Schaden anrichten."
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