Neu im Kino

Die Gegner der Lust

Die Schauspieler Steve Coogan (l-r) als Martin Sixsmith, Judi Dench als Philomena und Anna Maxwell Martin als Jane in einer Szene aus "Philomena"
Die Schauspieler Steve Coogan (l-r) als Martin Sixsmith, Judi Dench als Philomena und Anna Maxwell Martin als Jane in einer Szene aus "Philomena" © picture alliance / dpa
Von Anke Leweke · 26.02.2014
In den 50er-Jahren verkaufte die Katholische Kirche uneheliche irische Kinder in die USA. In "Philomena" sucht eine Mutter ihren Sohn, der ihr vor Jahrzehnten weggenommen wurde. Ein Film über Bigotterie und Fanatismus.
In seinem neuen Film nimmt sich der britische Regisseur Stephen Frears eines schockierenden Themas an. Sein auf einem wahren Fall beruhender Film "Philomena" handelt von einer Familie, die keine sein durfte. Die wunderbare Judi Dench spielt die Titelheldin, die, wie Rückblenden zeigen, als junge Schwangere von ihrem Vater in ein katholisches Mädchenheim in Irland gesteckt wird.
Zunächst darf sie das uneheliche Kind behalten, doch gegen ihren Willen wird der Sohn von den Schwestern fortgegeben. 50 Jahre später macht sich Philomena auf die Suche, begleitet von einem Journalisten, der ihre Geschichte aufschreiben will. Mit diesem ungleichen Duo - ein Frau aus der Unterschicht sowie ein Oxfordabsolvent und preisgekrönter Politreporter - enthüllt der Film ein weiteres düsteres Geheimnis der katholischen Kirche. Tatsächlich wurden in den 50er-Jahren uneheliche irische Kinder von der Kirche in die USA verkauft. Diese Geschäfte wurden verschleiert, spätere Kontaktaufnahmen der leiblichen Mütter mit ihren Kindern unterbunden. Der Film konfrontiert die Zuschauer mit einer obsessiven Lustfeindlichkeit, mit Bigotterie und religiösem Fanatismus.
Judi Dench verleiht der Rolle Würde und Weisheit
Er klagt an, schafft aber keine Feindbilder. Und das liegt an einem klugen Drehbuch und an Judi Dench. Die Trivialromane liebende, selbstironische Philomena spielt sie mit einer aus dem Leben kommenden Würde und Weisheit. Ob sie verbitterten Nonnen oder den mexikanischen Angestellten eines amerikanischen Hotels gegenüber steht: Nie reduziert sie den Menschen auf seine Funktion. Nie verurteilt sie den Einzelnen, sondern stets die dahinter stehende Institution. "Philomena" ist konventionell und geradlinig erzählt, aber manchmal muss man das Kino gar nicht neu erfinden, um einen guten und berührenden Film zu machen.
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