Bischofskonferenz

"Die Bischöfe regieren faktisch wie Könige"

08:34 Minuten
Bischöfe nehmen am Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in der Basilika von Vierzehnheiligen teil.
Die katholische Kirche kommt nicht aus ihrer selbstverschuldeten Krise heraus: Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung. © picture alliance / dpa / Nicolas Armer
Stefan Jürgens im Gespräch mit Ute Welty  · 09.03.2022
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Der Pfarrer und Buchautor Stefan Jürgens sieht für die katholische Kirche nur noch eine Chance: Wenn sie sich grundlegend erneuert. Er fordert vor allem mehr Demokratie und eine Anpassung der Lehre an die heutige Zeit.
Bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) im Wallfahrtsort Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein stehen die Würdenträger der katholischen Kirche unter erheblichem Druck. Wegen der unzureichenden Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und fehlender Reformen ist die Basis in Aufruhr.
"Die Kirche ist wie eine absolutistische Monarchie und das muss aufhören, weil das nicht in unsere Zeit passt und die wunderbare Botschaft Jesu verdunkelt", sagt Stefan Jürgens, Pfarrer von St. Mariä Himmelfahrt Alstätte & Ottenstein im Westmünsterland.

"Falsche Leute an der Spitze"

Jürgens erwartet nicht, dass die Bischöfe die kritischen Fragen bei ihrem Treffen wirklich ansprechen: "Sie sind geprägt von Angst und Macht." In der Kirchenleitung gebe es sehr viele angepasste Menschen: "Das Problem haben wir auch bei den Bischöfen." An der Spitze der Kirche seien die falschen Leute, sagt der Theologe und Verfasser kirchenkritischer Bücher.

Die Macht der Bischöfe begrenzen

"Wir brauchen demokratisch gewählte Ämter", fordert der Pfarrer. Die Bischöfe könnten beispielsweise für zehn Jahre gewählt werden und dann in die Gemeinden zurückkehren. "Erst wenn Macht begrenzt und kontrollierbar wird, ist sie auch transparent", so Jürgens: "Die Bischöfe regieren faktisch wie Könige und das geht in der heutigen Zeit nicht mehr."
Eine Revolution täte der Kirche gut, sagt der Theologe. Die Kirche müsse demokratisiert und die Lehre reformiert werden, betont Jürgens. "Da schleppen wir seit dem Mittelalter Dinge mit uns herum, die niemandem mehr guttun und die auch nicht weiterführen."

Austritt kommt nicht in Frage

Trotzdem trete er nicht aus, sagt Jürgens - denn es sei schwer, außerhalb der Kirche von Jesus zu erzählen. "Das ist immerhin noch ein guter Rahmen, um die Botschaft lebendig zu halten."
Denn in den Pfarreien selbst laufe es wirklich gut, sagt der Geistliche. Da gebe es Mitbestimmung, Pfarreiräte und Kirchenvorstände. Deshalb sei dort auch das Hierarchische nicht so zu spüren. "Vor Ort kann man sehr, sehr gut den Glauben einbringen."

In der synodalen Sackgasse

Der synodale Weg werde voraussichtlich erst einmal in einer Sackgasse enden, erwartet der Pfarrer. "Diese Kirche wird sehr klein werden", prognostiziert er.
Deutschland werde in 50 Jahren vermutlich ohne ein gesellschaftlich relevantes Christentum dastehen. "Das bezieht sich aber auf alle Konfessionen, weil der Glaubensrückgang so eklatant ist."
Dann könne man mit kleinen Gemeindegruppen wieder anfangen und das Evangelium leben. Und daraus entstehe dann wieder "eine große Kirchengemeinschaft", ist Jürgens überzeugt.
(gem)

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