Kinokolumne Top 5

Die skurrilsten Waffen im Film

05:28 Minuten
Javier Bardem mit einem Bolzenschussgerät im Anschlag in einer Filmszene aus "No Country for Old Men".
Bolzenschussgeräte töten Tag für Tag Millionen und Abermillionen von Tieren – für Javier Bardem in "No Country for Old Men" ist es ein Killerwerkzeug für Menschen. © picture-alliance / Mary Evans Picture Library/PARAMOUNT PICTURES / MIRAMAX FIL
Von Hartwig Tegeler · 14.12.2019
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Das Laserschwert der Jedi gehört schon seit den 70ern zum Inventar vieler Kinderzimmer. Aus Anlass des neuen Star-Wars-Epos "Der Aufstieg Skywalkers" schauen wir auf die heftigsten, merkwürdigsten, die skurrilsten Waffen der Kinogeschichte.

Platz 5: Die Eiszapfen aus "Jack Frost – Der eiskalte Killer" (1997)

Diese Idee mit der Eiskugel, die nach Abschuss schmilzt und keine Spuren hinterlässt – am Anfang diskutiert Robert Redford sie in "Die drei Tage des Condor", mutiert in "Jack Frost" zu der vom tödlichen Eiszapfen, den der Killer in seine Opfer sticht. Nach den fast 40 Menschen, die der Serienkiller Jack – nomen est omen! – Frost ermordete, legt er jetzt als mutierter Schneemann drauf. Schon schön, wie im deutschen Titel "Der eiskalte Killer" metaphorisch mehrere Ebenen sehr klug zusammenlaufen. Ich meine die Metapher "eiskalt". Gibt es ein veritables Mittel gegen Schneemann Jack Frost? Klar: Frostschutzmittel. Dieser Trashfilm von 1997 erfuhr Jahre danach übrigens eine Fortsetzung. Also war das Frostschutzmittel offensichtlich nicht konzentriert genug.

Platz 4: Das Protonen-Pack aus "Ghostbusters" (1984)

Die drei Paraspsychologen – Dan Aykroyd, Bill Murray und Harold Ramis –, die in New York City auf Geisterjagd gehen, sind echte Abenteurer, wenn sie da im Fahrstuhl mit ihrem Waffenarsenal auf dem Rücken stehen. Vielleicht sollte das Protonen-Pack besser "backpack" heißen. Und dann geht es den Geistern mittels exponiertester Tricktechnik der 1980er-Jahre – vordigital! – an den Kragen. Ist "Ghostbusters" tatsächlich eine Parodie auf unsere "sensationslüsterne, unmoralische Zeit" oder, wie andere 1984 meinten, ein Machwerk, das "auf den puren Vandalismus im letzten Zuschauer" spekuliert? – Unbedingt!

Platz 3: Rambos Messer (im Kino ab 1982)

Was dem Westerner die Winchester ist, das bedeutet für Rambo fünf Filme lang das Kampfmesser mit der Rückenzahnung, das er dem Sheriff im ersten "Rambo"-Film von ’82, tief im dunklen Tann, an die Kehle hält als Warnung: "Ich hätte alle töten können. Geh nicht weiter. Hör auf, oder du hast einen Krieg, den du nie begreifen wirst." Das Messer hatte einen Hohlgriff, darin verbargen sich Angelhaken, Angelschnur, Zündhölzer, ein Schleifstein und ein Kompass mit Griffkappe. Damit würde sogar ich im Wald überleben. Was allerdings die Rückenzahnung funktionell bedeutet, konnte ich auch nach intensiver Recherche in einschlägigen Internetforen nicht ergründen: Sind die Zähnchen zum Draht biegen und brechen da oder sollen sie verhindern, dass Mann im Kampf die Klinge des Gegners nicht ergreifen kann, ohne dass das Blut spritzt? Also die Rückseite des Messers. Tja?! Wichtig noch: Dass der eine das Messer als Penisersatz präferiert, der andere sein Auto, müsste Gegenstand psychologischer Studien werden.

Platz 2: James Bonds Autos (im Kino ab 1962)

Da finden sich in einer Ausführung die Titan-Panzerung, ein multifunktionelles Alarm-Display sowie sechs Getränkehalter. Außerdem: Raketenwerfer, Laserschnittgerät. Eines konnte zum Amphibien-Fahrzeug mutieren und eines gar unsichtbar werden – alles im Dienste Ihrer Majestät. Um aber Fundamental-Legenden aus dem Weg zu räumen: Der erste Bond-Flitzer war kein Aston Martin, nein, Sean Connery fuhr einen Sunbeam Alpine.

Platz 1: Das Bolzenschussgerät aus "No Country for Old Men" (2007)

Warum wirkt dieses Bolzenschussgerät, mit dem Javier Bardem, der mythische Horrorkiller, so unfassbar grausam, wenn er nicht nur Türen auf-, sondern auch Menschen in den Kopf schießt? Absurde Mordszenen. Wir könnten uns natürlich mit diesem "typisch für die Coen-Brüder" abfinden. Oder fragen, ob dieses Gerät durch die Anwendung auf den Menschen im Film uns daran erinnert, das eben solche Bolzenschussgeräte Tag für Tag Millionen und Abermillionen von Tieren töten? Im Coen-Film ist es ein brutales Mordwerkzeug, aber die Coens verschieben mit ihrer skurrilen Film-Waffe unseren Fokus gnadenlos hinein in unsere ganz normale Realität. So gehen Film-Ohrfeigen.
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