Kinokolumne Top 5

Des Menschen liebstes Monster - der Hai im Film

05:42 Minuten
Ein weisser Hai aus Kunststoff diente als Attrappe für Stephen Spielbergs Film "Der Weisse Hai".
Die australische Haiexpertin Valerie May Taylor mit der Hai-Attrappe, die im Film "Der weisse Hai" zum Einsatz kam. Die Wissenschaftlerin beriet Stephen Spielberg für seinen Film. © Imago / Ron and Valerie Taylor
Von Hartwig Tegeler · 05.10.2019
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Der Hai gehört zweifellos zu den beliebtesten Monstern der Filmgeschichte. Hartwig Tegeler mit den Top 5 über den Hai im Film – vom Trash-Movie bis zur psychoanalytischen Sitzung. Was auf Platz 1 steht, ist wohl keine Überraschung.
Platz 5: "Planet of the Sharks" von Mark Atkins (2016)
Aufgrund des Klimawandels sind nur noch zwei Prozent Landmasse für die Menschen geblieben, und da die Nahrung für die Haie unter Wasser immer weiter versiegt, werden nun die Menschen zu bevorzugten Leckerbissen. Und die Film-Raubfische verwandeln sich in wunderbare Allround-Monster: Sie können springen wie Delphine und dabei spielend einen Happen Mensch ergattern. Währenddessen spritzt das Blut aus der Trickkiste wie nichts Gutes. Man muss mit anderen Worten große Liebe zum Schund verspüren, um zu genießen, wie schlechte Schauspieler inmitten mieser Computertricks absurde Sätze aufsagen. Wenn solch Voraussetzungen gewährleistet sind, dann macht dieses Hai-Trash-Movie großen Spaß und lenkt ab von den Ängsten, die sonst im Hai-Film so schweißtreibend beschworen werden.
Platz 4: "Deep Blue Sea" von Renny Harlin (1999)
Apropos Angst … allerdings vor dem Menschen und seiner Hybris. Es mag ja eine ehrenwerte Motivation sein, aus Hai-Gehirnzellen ein Mittel gegen Alzheimer entwickeln zu wollen, aber das Pfuschen in der DNA der Tiere, um ihre Gehirne und damit die entnehmbare Zellmenge zu vergrößern, das ist eine fatale Idee. Wenn die Kräfte der Natur – Hai und Hurrikan – sich verbünden in diesem ruppigen Hai-Action-Film, dann gerät natürlich die Doktorin Frankenstein, so viel Thriller-Gerechtigkeit muss sein, am Ende zwischen die Zähne, bevor dann der männliche Held den genmanipulierten Hai in die Luft jagt.
Platz 3: "Meg" von Jon Turteltaub (2018)
"Irgendwas hat meine Kapsel gerammt", muss die Wissenschaftlerin in ihrem U-Boot tief unten im Meer feststellen. Und zwar ein Megalodon. Riesiger Urhai, seit zwei Millionen Jahren angeblich ausgestorben, nun hochgekommen, weil der Mensch nicht an der DNA gepfuscht hat, sondern unzulässig tiefste Tiefen des Ozeans auszubeuten sucht, und das als wissenschaftlichen Forscherdrang ausgibt. Kann natürlich nicht gutgehen! Die Botschaft, die dieses Jason-Statham-Star-Vehikel vermittelt, wenn es darum geht, aus einem Monsterfisch Hackfleisch zu machen: Size does matter. 530 Millionen Einnahmen an der Kinokasse standen übrigens 130 Millionen Budget gegenüber.
Platz 2: "The Shallows – Gefahr aus der Tiefe" von Jaume Collet-Serra (2016)
Nancy – gespielt von Blake Lively - möchte den Tod ihrer Mutter an einem mexikanischen Strand verarbeiten und gerät dabei auf einen Höllentrip, als sie einen Weißen Hai auf sich aufmerksam macht, der ihr eine klaffende Oberschenkelwunde beschert und die Surferin auf ein kleines Eiland treibt. Die Flut kommt, der Hai ist da draußen und der rettende Strand weit entfernt. Eines ist klar: Baden möchte man nach diesem Schocker nicht mehr im offenen Meer. Was meist das Ergebnis ist nach einem nervenzerreißenden Hai-Thriller, der Tiefe bietet bei all den Untiefen des Genres. Wie eben auch die Mutter aller Hai-Filme…
Platz 1: "Der weisse Hai" von Steven Spielberg (1975)
Das Monster aus dem Wasser bekämpfen. Auf dem Wasser. Auch, wenn Martin Brody, Polizeichef im – bevor der Killer-Hai auftauchte - idyllischen Badeort, wasserscheu ist. Doch Brody muss raus aufs Meer, in die dunklen Bereiche seiner Ängste. Er muss seine Dämonen bekämpfen. Das unendlich weite und unendlich beängstigende Meer…das Unbewusste. Und die Gestalt, die es als Horrorbild annimmt … das alles verschlingende Ungeheuer: der Weiße Hai! Am Ende seiner Heldenreise, wenn der unfreiwillige Hai-Jäger Brody sein Monster erlegen konnte – Therapie erfolgreich abgeschlossen! -, darf er als Anderer wieder auftauchen. Zumindest für heute ist alles gut. Für heute! Ach, was lieben wir im Film diese Monster, unsere Monster, die mit der Flosse und den rasiermesserscharfen Zähnen.
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