Diesen Beitrag und das Interview mit dem Drehbuchautor des Films "Der Medicus", Noah Gordon, hören Sie in der Sendung Fazit am Abend ab 19:07 Uhr.
Staunend steht der junge Engländer vor den sagenhaften Toren Isfahans. Eine solche Pracht hat Rob – eindrucksvoll gespielt vom englischen Newcomer Tom Payne - noch nie gesehen. Der Waisenjunge ist aus London nach Persien gereist, um die medizinische Kunst des berühmten Arztes Ibn Sina zu lernen, - und im Vergleich zum Orient ist seine rückständige Heimat ein Drecksloch. Schließlich erreicht er die Schule des Meisters:
Filmausschnitt: "Dieser Mann wünscht euch zu sprechen. – Ich habe euch tausendmal gesagt, ihr sollt mit die Bettler vom Leib halten und nicht ins Haus schleppen. – Ich bin kein Bettler, ich will beim großen Heiler Ibn Sina studieren. – Dann führt ihr sicher Empfehlungsschreiben mit euch? – Hab ich nicht, nein. – Werft ihn hinaus, und gebt ihm eine Tracht Prügel. – Nein, bitte. Ich komme vom anderen Ende der Welt."
Natürlich schafft es Rob, aufgenommen zu werden. Und er ist so wissbegierig, dass es sogar seinem Lehrer Sina, gespielt von Ben Kingsley, zu weit geht:
"Wieso schneiden wir sie nicht einfach raus? – Die Geschwüre reichen zu tief. – Welcher Gelehrte hat das gesagt? – Hippokrates, er vergleicht sie mit den Wurzeln eines Baumes. – Hat er das mit eigenen Augen gesehen? – Stellst Du Hippokrates in Frage? – Ihr habt mich gelehrt, alles in Frage zu stellen."
Robs Forscherdrang, der ihn schließlich verbotene Obduktionen an Leichen vornehmen lässt, bringt die gesamte Schule in Gefahr. Die religiösen Mullahs rufen zur Gewalt gegen die in ihren Augen gotteslästerliche Forschung auf. Philipp Stölzls Verfilmung des "Medicus"-Romans erzählt in epischem Bogen und bildgewaltigen Aufnahmen vom Aufbruch in eine fremde Welt und dem Zusammenprall von Wissenschaft und Religion, der – wie hier - in jeder Kultur mörderisch sein kann – ob im Christentum oder Islam.
