Kindersachbuch "Unter der Erde - Tief im Wasser"

Aufregende Unterwelten

Ein Füsilierenschwarm über einer Seegraswiese unter dem Meer.
"Unter der Erde - Tief im Wasser" entführt junge Leser auf eine Reise in die Tiefe. © imago/stock&people/blickwinkel
Von Eva Hepper  · 06.09.2016
Wie sieht es auf dem Grund der Ozeane aus? Mit ihren zauberhaften Bildern entführen die beiden Illustratoren Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński in "Unter der Erde - Tief im Wasser" junge Leser in eine atemberaubende Welt.
"Tief im Wasser" prangt in dicken Lettern auf dem blauen Cover. Kaum klappt man es auf, ist man auch schon mittendrin im kühlen Nass: Über zwei Seiten erstreckt sich zartes Hellblau, in dem locker verteilt – wie Wale im Ozean – akkurat gepinselte Vignetten schwimmen. Sie zeigen Taucherhelme, U-Boote und diverse Gerätschaften, allerlei Getier, Gräben, ja sogar die Titanic. Verbunden durch eine schwarze, mäandernde Linie, steht jedem Bildchen eine Zahl zur Seite.
Bereits das Inhaltsverzeichnis des neuen Kinderbuches von Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński ist ein Augenschmaus. Ein doppelter sogar. Denn die beiden polnischen Illustratoren legen mit "Unter der Erde – Tief im Wasser" ein Wendebuch vor. Das blaue Cover führt ins Wasser, das rötliche, dessen Inhaltsvignetten auf ockerfarbenem Grund Würmer und Ameisen, Wurzeln, Kabel, Tunnel oder Bodenschätze zeigen, unter die Erde.

Ausflug in eine wenig erforschte Welt

Es ist eine faszinierende und in Teilen wenig erforschte Welt, der sich die Zeichner nach preisgekrönten Werken unter anderem über Architektur, Design und Kunst dieses Mal widmen. Und wie bei den Vorgängerbüchern zeigen sie erneut ihr großes gestalterisches Können. Mit zauberhaften Illustrationen und fundierten Kurztexten führen sie das Leben im flüssigen und festen Untergrund vor Augen und erläutern die Besonderheit dieser entlegenen Gefilde.
Meter für Meter steigen Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński hinab. Im Wasserteil geht es vom See ins Meer, über Korallenriffe, Fische und Säuger zu rauchenden Schloten bis in die Tiefsee mit ihren unheimlichen Bewohnern. Das Challenger-Tief (10.994 Meter), am Boden des Marianengrabens, setzt der Unterwasserreise schließlich in der Mitte des Buches ein Ende. Dann stößt man auf die Erde, denn hier treffen sich die beiden Tiefenbohrungen.
Das ist nicht nur hinreißend anzusehen, sondern auch lehrreich. Warum gehen schwere Boote nicht unter? Wie schwimmen Fische? Was bedeuten Wasserdruck und Dichte? Wen fressen Koloss-Kalmare? Und wie? Das erklären handgeschriebene Begleittexte, die das Wesentliche auf den Punkt bringen und auch Kurioses nicht aussparen, wie etwa den 260 Kilogramm schweren Tauchanzug der Brüder Carmagnolle (1882).

Reise mit Würmern und Maulwürfen

Dass es unter der Erde nicht weniger spannend zugeht, und das Leben hier ebenso vielfältig ist wie die technischen Möglichkeiten des Menschen, Tausende von Metern in die Tiefe vorzustoßen, zeigt der andere Erzählstrang des Buches. Er beginnt mit Würmern und Maulwürfen, Knollengewächsen und Wurzeln, führt zu Leitungen und Kabeln, in Höhlen und U-Bahn-Röhren, vorbei an Fossilien und Bodenschätzen, über Vulkane und Geysire bis ins Innerste der Erde.
Wie aufregend diese Unterwelten sind, und wie originell sie hier in Szene gesetzt werden! Sämtlich wunderschön sind die detailverliebten, farbenprächtigen Tableaus des polnischen Illustratoren-Duos, das vor Ideen nur so sprüht. Großaufnahmen, Totalen, Grafiken, Comic-Elemente – gestalterisch ist "Unter der Erde. Tief im Wasser" auf beeindruckender Höhe!

Aleksandra Mizielińska/Daniel Mizieliński: Unter der Erde - Tief im Wasser
Aus dem Polnischen von Thomas Weiler
Moritz Verlag 2016
112 Seiten, 29 Euro