Ukrainische Kinder

In der Seele schwer verletzt

04:55 Minuten
Eine Zeichnung, die ein aus der Ukraine geflohenens Kind in Polen angefertigt hat, zeigt unter anderem ein Herz in den ukrainischen Landesfarben.
Die psychische Belastung der Kinder durch Stress, Angst und Verzweiflung sei enorm, sagt Christine Kahmann. © picture alliance / AA
Christine Kahmann im Gespräch mit Julius Stucke · 12.04.2022
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"Wo Bomben fallen, hört Kindheit auf": Die ukrainischen Kinder erleben im Krieg einen absoluten Albtraum, sagt Unicef-Mitarbeiterin Christine Kahmann. Die Geschehnisse aufzuarbeiten, werde für jedes Kind viele Jahre dauern.
Fast fünf Millionen Kinder aus der Ukraine sind auf der Flucht, mussten ihr Zuhause verlassen, suchen mit ihren Familien Sicherheit und Schutz. „Die Zahlen sind erschreckend, und hinter jeder Zahl steht natürlich ein Schicksal, ein Kind“, sagt Christine Kahmann von Unicef Deutschland.
Der Krieg sei ein absoluter Albtraum für die 7,5 Millionen Kinder, die in der Ukraine leben. Ein ukrainischer Unicef-Kollege von Kahmann sagt: „Wo Bomben fallen, hört Kindheit auf.“ Seit sieben Wochen befinden sich die Kinder nun im absoluten Ausnahmezustand.

Man muss sich vorstellen, was die Kinder durchmachen: Sie mussten von einem Tag auf den anderen lernen, wie sie sich vor Angriffen schützen können, statt in die Schule zu gehen. Viele von ihnen mussten ihre Väter verlassen, ohne zu wissen, wann sie sie wiedersehen. Viele sind tagelang auf der Flucht und geraten dabei immer wieder in Gefahr.

Christine Kahmann

Auch bereits aus der Ukraine geflohene Kinder seien weiterhin vielen Risiken ausgesetzt und könnten Opfer von Gewalt, sexueller Ausbeutung oder Menschenhandel werden, so Christine Kahmann. Es gelte, insbesondere jene Kinder zu schützen und an sichere Orte zu bringen, die allein unterwegs sind und von ihren Familien getrennt wurden.

Psychosoziale Unterstützung im U-Bahn-Schacht

Die Hauptaufgabe von Unicef in der Ukraine sei jetzt, dass die Kinder unter allen Umständen weiter Schutz und Unterstützung erhielten: „Es geht da wirklich um alle Bereiche des Lebens, sei es Zugang zu Nahrung, seien es Hilfslieferungen, sei es psychosoziale Unterstützung in den U-Bahn-Stationen von Charkiw.“
Die psychische Belastung der Kinder durch Stress, Angst und Verzweiflung sei enorm, sagt Christine Kahmann. Alle diese Erfahrungen "können natürlich schwere Narben in den Seelen der Kinder hinterlassen". Es werde Jahre dauern, „um diese tiefen Wunden aufzuarbeiten“.
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