David Hope mit neuem Album

Virtuos vermischt der irische Songwriter David Hope Folk- und Roots-Musik mit intelligenten Texten und eingängigen Refrains. Als exzellenter Live-Performer hat er sich in den letzten zwölf Jahren einen Namen gemacht. Wolfgang Meyering stellt ihn vor.
Rahmlow: Der eine oder andere kennt das Wort vielleicht von einem der Gegenspieler von Batman: "Scarecrow", die Vogelscheuche hat der irische Singer-Songwriter David Hope seine zweite Studio-CD genannt, die jetzt auch in Deutschland veröffentlicht worden ist. Wolfgang Meyering hat sich mit dem Album des Iren beschäftigt und erzählt uns gleich mehr über die CD und den Musiker Hope. Wie muss man sich den Iren den optisch so vorstellen?
Meyering: Also nicht gerade eine zarte Erscheinung, als Türsteher würde er bestimmt eine Gute Figur machen, aber die langen schwarzen Locken und der schwarze Vollbart revidieren den Eindruck schnell und die Stimme passt auf jeden Fall sehr gut zu seiner Erscheinung.
Rahmlow: Wer ist dieser David Hope?
Meyering: Er kommt aus dem County Clare im Westen Irlands. Hope hat sich in den letzten mehr als 10 Jahren eine ziemliche Reputation nicht nur in der irischen Szene erarbeitet und hat u.a. mit Leuten wie Terry Woods von den Pogues zusammen gearbeitet und er ist ein echter Vielspieler könnte man sagen, er spielt bis zu 200 Konzerte im Jahr. Das ist schon ein ganz schöne Leistung, wenn man bedenkt, das das Jahr nur 365 Tage hat. Er spielt dabei sowohl zuhause in Irland als auch viel auf dem Kontinent, das ist gar nicht so einfach, das über längere Zeit durchzuhalten, aber es übt natürlich auch gewaltig. Man bekommt eine ungeheure Routine in dem, was man macht. Man kann viel an den Songs feilen und sie auf der Bühne testen, wie man die Songs am besten an das Publikum bringt. Das ist natürlich das Beste, was man machen kann, um sich damit dann auch auf die Aufnahmen für diese Songs vorzubereiten, um dann ein möglichst perfektes Ergebnis hinzubekommen.
Rahmlow: Ist er dabei immer mit Band unterwegs oder solo?
Meyering: In erster Linie Solo, obwohl er in den letzten Jahren auch mit verschiedenen anderen Musikern zusammen gearbeitet hat, z.B. mit der britischen Band "The Little Mammuths" mit denen er dann zusammen auf Tour geht. Ist ja manchmal auch ganz schön langweilig, immer alleine unterwegs zu sein. Da freut man sich wenn man mal mit ein paar Kollegen auf Tour ist. Sie haben sich bei einer Session kennengelernt und dann beschlossen "Wir müssen unbedingt mal was zusammen machen". Meistens wird ja aus solchen Vorhaben nichts, aber bei ihnen hat es geklappt. David Hope hat unter anderem in der Schweiz eine stetig wachsende Fangemeinde und so war er denn mit den britischen Kollegen auch dort auf Tournee, aber man merkt eben beim Hören der CD sehr stark, dass die Songs von seinen Solo-Arrangements aus konzipiert worden sind. Er hat die Stücke sozusagen erst erprobt und dann im Studio mit ein paar Kollegen eingespielt - unter anderem mit dem bekannten irischen Gitarristen Declan Sinnott.
Rahmlow: Und der hat auch das Album produziert?
Meyering: Ja. David Hope hatte sich für seine letztes Album schon Terry Woods als Produzenten gesucht, der bei Gruppe wie Steeleye Span oder den "Pogues" gespielt hat und für sein zweites Album war es jetzt Declan Sinnott. Der hat früher unter andrem bei der legendären Folk Rock Band "Moving Hearts" gespielt, damals noch mit Singer Songwriter Ikone Christy Moore. Mit Christy Moore als Duo ist Declan Sinnott auch heute noch viel unterwegs und Sinnott ist auch immer an den Produktionen von Christy Moore beteiligt und viel von dem was man bei den Alben von Christy Moore hören kann findet man auch auf der CD von David Hope natürlich wieder. Die Soli auf der E -Gitarre die so typisch sind für den Iren Sinnott und auch bei den Arrangements der Songs höre ich hier und da Verwandtschaften mit den CDs von Christy Moore. Nur die Stimme von David Hope ist eben etwas rauer und nicht so tief und sonor wie die von Moore und die Musik geht noch stärker in Richtung Americana als bei Moore mit Anklängen an Bluegrass, Blues oder auch souligen Passagen.
Rahmlow: Finden sich auf dem Album nur solche Folk-Rock-Stücke?
Meyering: Das Album ist so ein wenig zweigeteilt. Die erste Hälfte ist sehr Folk-Rock-orientiert mit vielen Verweisen Richtung Nordamerika wie Bluegrass, Blues oder Richtung Soul. Die zweite Hälfte ist wesentlich akustischer und entspricht damit viel mehr dem was man auch bei David Hopes Solo Konzerten erleben kann. Also nur Stimme und Gitarre, mal akustisch mal elektrisch, aber beides ist sehr schlüssig, wenn man die Songs so nebeneinander hört, dann ist es nicht so, dass die Stücke ohne Bandbegleitung irgendwie abfallen würden. Das liegt sicherlich daran, dass die Substanz der Titel eben einfach gut ist, sowohl was die Texte angeht - da geht es z.B. um den Verlust eines Freundes, der sich das Leben genommen hat, aber natürlich auch um das Thema Nr. 1, die Liebe - aber auch beim Musikalischen Material kann das Album eben durchaus glänzen, mit guten Melodien und sehr durchsichtigen Arrangements
Rahmlow: Also ein gelungenes Album des Mannes von der irischen Westküste?
Meyering: Absolut. Mir persönlich gefallen die mehr akustischen Songs fast noch besser als die mit der rockigeren Bandbesetzung. Das liegt aber vielleicht einfach daran, dass ich ihn mir immer eher als Solisten vorstelle. Aber die Titel sind alle sehr schlüssig und vor allem nicht überladen. Das habe ich schon oft erlebt, dass gerade Musiker, die sonst immer Solo spielen dann bei ihren Studioproduktionen einfach zu viel in den Songs unterbringen wollen, so dass sie völlig überladen klingen. Aber ich vermute, da hatte auch Produzent Declan Sinnott sicherlich mit seine Finger im Spiel, dass eben genau das nicht passierte. Ein wirklich gelungenes Album des Iren David Hope, das zeigt, dass er auf dem besten Weg ist, sich in der ersten Reihe der irischen Singer Songwriter zu etablieren.
Rahmlow: Und David Hope ist zur Zeit auf Tournee in Deutschland?
Meyering: Er ist heute Abend in Nürnberg zu erleben und in den nächsten Tagen unter anderem noch in Münster, Bochum oder Kiel. Da kann man sich die Songs des jetzt erschienen Albums noch mal anhören und sich von den Live-Qualitäten des Iren überzeugen.