Katja Eichinger über Shopping-Malls und Musik

Die Melodie der Konsumarchitektur

08:54 Minuten
Der Shopping-Tempel "Mall of Berlin" in der Leipziger Straße wurde 2014 eröffnet.
"Malls" gibt es mittlerweile auch diesseits des Atlantiks: Hier ist die Mall of Berlin zu sehen. © dpa / picture alliance / Tim Brakemeier
Moderation: Gesa Ufer · 12.11.2018
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US-Teenager erleben in Shopping Malls erstmals Freiheit von der Überwachung durch die Eltern. Viele andere verbinden mit ihnen nur Konsum und Kälte. Gemeinsam mit Elektromusikern schuf die Kulturjournalistin Katja Eichinger nun die Musik zur Mall: "Junkspace".
"Junkspace" (englisch etwa: unnützer Raum) ist ein Elektromusik-Album über das Leben in der ewigen Konsum-Gegenwart. Es handelt von einem Ort, wo alles künstlich ist: Den Shopping Malls. Dort besteht das einzige spirituelle Bedürfnis der Menschen darin, einen Parkplatz zu finden. Dort existieren keine moralischen Dilemmata, denn auch was einen Barcode besitzt, kann ja (moralisch) gut sein. Malls liefern den Schauplatz für das letzte folkloristische Ritual unserer Zeit: Shopping.
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Die Kulturjournalistin Katja Eichinger.© picture alliance/dpa/Eventpress Radke
Die Idee für das Album hatte die Kulturjournalistin Katja Eichinger, nachdem sie den niederländischen Star-Architekten Rem Koolhaas für die deutsche "Vogue" über den Umbau des Berliner KaDeWes interviewt hatte. Dass ausgerechnet Koolhaas, der Kritiker von Konsumtempeln, den Job übernommen habe, sei als wenn man "den Wilderer zum Jäger macht", sagt Katja Eichinger. Entsprechend gespannt dürfe man auf das Ergebnis sein.
Musik sei immer wichtig in ihrem Leben gewesen - und Architektur sei "wie gefrorene Musik". Eichinger ging mit ihrer Idee deshalb zu dem befreundeten New Yorker Electro-Duo Tempers: Jasmine Golestaneh und Edward Cooper. Beide hatten als amerikanische Teenager viel Zeit in Malls verbracht und sofort Unmengen an Assoziationen und Erinnerungen an diesen Ort. Zu dritt entwickelten sie das Album.
Zwischen und in den Songs auf "Junkspace" ist Rem Koolhaas zu hören, wie er kritisch über Einkaufszentren, Konsumerismus und die Herausforderungen der Konsumarchitektur spricht. "Die Menschen haben in Shopping Malls etwas Besseres verdient als Junkspace", sagt Eichinger.
Für viele US-Teenager seien Shoppings Malls - Konsumterror hin oder her - jedoch paradoxerweise ein Ort, an dem sie sich erstmals ohne Aufsicht durch ihre Eltern frei bewegen dürften - "ein Stück Freiheit".
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