Bilanz nach drei Jahren

Was vom Synodalen Weg bleibt

Eine Gruppe von Frauen hält rosa Schilder hoch. Auf denen stehen Sachen wie "Ohne uns fehlt die Hälfte" oder "Gleichberechtigung".
Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands demonstrieren am Rande der Synodalversammlung mit Kreuzen und Plakaten für Gleichberechtigung. Der Synodale Weg ging an diesem Wochenende zu Ende. © picture alliance / dpa / Arne Dedert
12.03.2023
Drei Jahre wurde in der deutschen katholischen Kirche über notwendige Reformen debattiert. Am Ende überwiegen vor allem Kompromisse. Rom, und damit der Papst, behält bei den entscheidenden Fragen das letzte Wort. Wie erfolgreich war also der Synodale Weg?
Von Ende 2019 bis zum Frühjahr 2023 fand der Reformdialog Synodaler Weg statt, bei dem die katholischen Bischöfe Deutschlands und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sowie weitere Delegierte gemeinsam über die zukünftige Ausrichtung des kirchlichen Lebens in Deutschland berieten.

Was ist der Synodale Weg?

Der Synodale Weg wurde 2019 eingerichtet – von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken als Vertretung der katholischen Laien und Laiinnen. Anlass war die tiefe Vertrauenskrise, nachdem das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche und das Versagen der kirchenleitenden Bischöfe klar wurde, die vor allem den Schutz der Institution statt die Betroffenen im Blick hatten.
Der Synodale Weg sollte dem Vertrauensverlust gerade der besonders engagierten Gläubigen etwas entgegensetzen und mehr sein als nur noch ein Krisengespräch. Stattdessen sollte es darum gehen, grundlegende Ursachen für sexualisierte Gewalt anzusprechen und Veränderungen vorzuschlagen.
Deshalb wurde in Arbeitsgruppen über vier Themenbereiche gesprochen: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, Priesterliche Existenz heute, Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche und Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft.

Wie erfolgreich war der Synodale Weg?

Das ist aktuell schwer zu sagen. Vor allem die beteiligten Laien und Laiinnen hatten große Hoffnungen auf ein gleichberechtigtes Gespräch, bei dem tatsächliche Veränderungen für die katholische Kirche beschlossen werden. Die Gesprächskultur war auch tatsächlich für katholische Verhältnisse regelrecht revolutionär: Bischöfe hatten in der Diskussion keine Sonderrechte.
Allerdings hatten die Bischöfe für alle Beschlüsse des Synodalen Wegs eine Sperrminorität: Für eine Zustimmung brauchte es zwei Drittel der Stimmen der Bischöfe. Bei der Abstimmung über einen Grundlagentext für eine erneuerte Sexualmoral bei der 4. Vollversammlung im Oktober 2022 kam dieses Prinzip zur Anwendung: Die große Mehrheit der Anwesenden wollte dieses Papier, aber bei den Bischöfen kamen die notwendigen zwei Drittel Ja-Stimmen nicht zusammen; der Text wurde abgelehnt.

Einige Veränderungen wird es geben

Ein paar Beschlüsse sind gefallen, die tatsächliche Veränderungen bringen können: Segensfeiern für homosexuelle Paare oder auch heterosexuelle Wiederverheiratete (die nach katholischem Kirchenrecht nicht kirchlich getraut werden dürfen) und größere Beteiligungsmöglichkeiten bei Bischofswahlen von Laien.
Viele kritische Punkte können aber gar nicht von der deutschen Kirche allein beschlossen werden, dafür sind Beschlüsse des Vatikans (oder eben in letzter Instanz des Papstes) in Rom nötig. Die katholische Kirche versteht sich als Weltkirche. Deswegen konnte der Synodale Weg zum Beispiel nicht, wie das eigentlich der Wunsch der Mehrheit war, die Aufhebung des Zölibats für Priester fordern oder gar beschließen. Stattdessen wurde nur die dringende Bitte an Papst Franziskus beschlossen, über diese Pflicht noch einmal gründlich nachzudenken.
Das gleiche gilt bei der Frage nach dem Zugang zu Weiheämtern für Frauen: Eigentlich wollten die Synodalen den vollen Zugang von Frauen, auch zum Priesteramt. Aber aus Rücksicht auf Rom ist jetzt nur die Forderung nach dem Diakonat, die Weihestufe unter dem Priesteramt, auch für Frauen beschlossen worden.
Die einen sagen: Immerhin das, und so deutlich haben sich die Bischöfe dafür noch nie eingesetzt. Die anderen sind enttäuscht, dass es mal wieder beim Kompromiss und nur beim Suchen nach Lücken im Kirchenrecht bleibt. Oder wie die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, sagte: "Jubelschreie habe ich keine gehört."

Werden die Ergebnisse des Synodalen Weges tatsächlich die katholische Kirche verändern?

Auch das ist schwer zu sagen. Die Bischöfe sind an die Beschlüsse nicht gebunden. Die progressiveren unter ihnen haben zugesagt, dass sie sich sofort daran machen werden, Möglichkeiten in ihren Bistümern auszuloten: für Segensfeiern für homosexuelle Paare etwa oder dafür, dass auch Frauen in Eucharistiegottesdiensten, also vollgültigen Gottesdiensten mit Messfeier, predigen dürfen. Wie breit sich das durchsetzt, bleibt abzuwarten.
Allerdings soll das Prinzip des Synodalen Weges, dass nämlich Bischöfe und Laien gemeinsam kirchenleitende Entscheidungen treffen, fortgesetzt werden. In Frankfurt wurde die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses beschlossen. Der wiederum soll die Einsetzung eines sogenannten Synodalen Rates ab 2026 vorbereiten. Aus dem Vatikan kamen schon deutliche Zeichen, dass das nicht gewünscht ist – die katholische Kirche in Deutschland ist allerdings entschlossen, da zu mehr gemeinschaftlicher Kirchenleitung zu kommen.
(Quellen: Kirsten Dietrich)
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