Katholikentag in Stuttgart

"Probleme innerhalb der Kirche endlich lösen"

07:49 Minuten
Ein schmelzendes Kreuz aus Eis vor blauem Hintergrund.
Mitgliedezrahlen und auch die Reputation der katholischen Kirche schmelzen dahin. © imago / Shotshop
Johanna Rahner im Gespräch mit Dieter Kassel · 25.05.2022
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Mitgliederschwund und vertuschte Skandale: Anlässlich des Katholikentags betont die Theologin Johanna Rahner, dass die Kirche sich endlich reformieren müsse. Andernfalls marginalisiere sie sich selbst.
Seit langer Zeit befindet sich die katholische Kirche in der Krise, vor allem durch zahlreiche Missbrauchsfälle und langjährigen Täterschutz. Im April kam noch der Fall eines Priesters hinzu, dessen Schulden das Erzbistum Köln beglich. Die mehr als eine Million Euro stammten teilweise aus einem Finanztopf für Missbrauchsopfer.
Zahlreiche Kirchenaustritte sind die Folge der langjährigen Skandale. Allein im vergangenen Jahr waren es rund 221.000 Menschen, die der katholischen Kirche den Rücken kehrten.

Reformbedarf bei Gewaltenteilung und Kontrolle der Macht

In dieser Situation findet nun der Katholikentag in Stuttgart statt. Doch welchen Sinn hat eine solche Veranstaltung, wenn zwar über Reformen geredet, diese aber nicht durchgesetzt werden können?
Es gehe vor allem um den Austausch und die gemeinsame Erkenntnis, dass es viele seien, die etwas ändern wollten, sagt die Theologin Johanna Rahner. Zentrale Punkte seien die Rolle der Frau in der katholischen Kirche, die Gewaltenteilung und die Kontrolle der Macht.

Wir brauchen Menschen, die sich mit der Kirche identifizieren, die sich darin engagieren. Und dann müssen sie Probleme, die innerhalb der Kirche herrschen, tatsächlich lösen, damit die Leute hierbleiben und unserer Kirche wirklich ein menschenverträgliches Gesicht geben.

Johanna Rahner

Allerdings werde momentan der "Kernbereich der katholischen Gemeinden" infrage gestellt. Viele hätten das Gefühl, sie wollten nicht aus der Kirche austreten, doch ihnen bleibe nichts anderes übrig, wenn sich nichts tue: "Das halte ich wirklich für eine dramatische Situation für die Menschen, die die Kirche und die Gemeinden tragen", betont die Theologin.

Es liegt nicht unbedingt am Papst

Den Papst sieht sie dabei nicht so sehr als letzten Verhinderer, auch wenn die hierarchische Struktur dies nahelege. "Ich glaube, das ist es nicht, sondern es ist eigentlich die Frage: Wollen wir etwas ändern? Und wie agieren wir mit unseren Bischöfen hier in Deutschland und mit den Bischöfen international?"
Dem deutschen Katholizismus fehle es an der internationalen Vernetzung, gerade mit den progressiven Kräften der katholischen Kirche.
Das "Dramatische an der augenblicklichen Situation" sieht Rahner so: "Ich kann mir eine Gesellschaft ohne die katholische Kirche in Deutschland nicht vorstellen, merke aber zugleich, dass sie sich zunehmend marginalisiert, weil natürlich in der öffentlichen Wahrnehmung immer nur die Extreme wahrgenommen werden."
(bth)

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