Katharina Hartwell über phantastische Literatur

Von Unterdrückung, Ausgrenzung und Macht

10:00 Minuten
Porträt der Autorin Katharina Hartwell, Oktober 2019, Berlin
Katharina Hartwell © Loewe Verlag/Tobias Bohm
Katharina Hartwell im Gespräch mit Frank Meyer |
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Wie politisch Fantasy-Literatur sein kann, werde in Deutschland kaum gesehen, sagt die Schriftstellerin Katharina Hartwell. Frauen, die sich ins Fantastische vorwagen, würden oft in die "Märchentantenecke" gesteckt.
Katharina Hartwell, Jahrgang 1984, schreibt phantastische Literatur. Oder ist es Fantasy?
Ihre Bücher passten in keine Schublade, sagt sie über das eigene Werk. Verlage täten sich schwer damit, Absagen kenne sie gut. Trotzdem hat sie schon fünf Bücher veröffentlicht: Erzählungen unter dem Titel "Im Eisluftballon" (2010); ihr Debütroman hieß "Das Fremde Meer" (2013). Es folgte "Der Dieb in der Nacht" (2015). Ihr jüngster Band "Der König der Krähen" wurde im Jugendbuch-Verlag Loewe verlegt, als Teil einer Trilogie.
"Ich habe gedacht, es wird leichter, wenn ich mich an jüngere Leserinnen wende, entsprechend habe ich jüngere Protagonisten gewählt", sagt Hartwell: "Das Buch steht nicht mehr mit einem Fuß in der Realität, wie wir sie kennen. Es ist so genannte 'High Fantasy'. Es ist eine komplett eigene, erschaffene Welt."

Margaret Atwood oder John Lanchester

Hartwell studierte Anglistik, Amerikanistik und Gender Studies in Frankfurt am Main, danach am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Aus dem Angloamerikanischen kenne sie die Unterscheidung zwischen Genre und "wahrer" Literatur so nicht, sagt sie.
Die Kanadierin Margaret Atwood, der Brite John Lanchester ("Die Mauer", 2019) oder auch der Japaner Haruki Murakami seien als Literaten anerkannt. In Deutschland gelte das auch für Männer, die sich ins Fantastische vorwagen, wie Clemens Setz oder Leif Randt.
Anders seien die Möglichkeiten für Schriftstellerinnen, kritisiert sie: "Ich meine, dass es für Frauen sehr gefährlich in die Märchentantenecke geht."
Kaum beachtet werde in Deutschland, wie gesellschaftskritisch phantastische Literatur sein könne, sagt Hartwell. "In Fantasy spreche ich vor allem über Macht und Gesellschaft, Unterdrückungsmechanismen, Ausgrenzung: Das sind alles politische Themen."
(huc)
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