Kampf gegen Rechtsextremismus in Sachsen

Jugendhilfe allein kann es nicht richten

Junge Neonazis bei einer Demonstration in Halbe
Im Kampf gegen rechtsextreme Gesinnung sieht Karola Jaruczewski einen "Dauerbedarf". © dpa / picture alliance / Patrick Pleul
Karola Jaruczewski im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 25.08.2015
Rassistische und homophobe Sprüche, Neonazi-Symbole und überforderte Fachkräfte: Alltag in sächsischen Jugendklubs. Karola Jaruczewski von der AG Jugendfreizeitstätten sagt: Politik und Zivilgesellschaft müssen handeln - bundesweit.
Mitarbeiter der Jugendhilfe in Sachsen sind "in allen Arbeitsfeldern" mit neonazistischen Einstellungen konfrontiert: Diese Erfahrung hat Karola Jaruczewski von der AG Jugendfreizeitstätten gemacht. Die Initiative mit Sitz in Chemnitz bildet Fachkräfte bei der Prävention von Neonazismus weiter. Zum Alltag in Jugendklubs gehörten rassistische und homophobe Sprüche genauso wie einschlägige Neonazi-Symbole.
Zwar gibt es laut Jaruczewski Jugendliche, die durchaus noch durch pädagogische Angebote erreichbar seien. Allerdings verfüge Sachsen auch über eine "verfestigte neonazistische aktive Szene", mit der keine pädagogische Arbeit mehr möglich sei. Wenn keine Grenzen gesetzt würden, bestehe die Gefahr, dass selbstverwaltete Jugendklubs durch Neonazis besetzt würden - als Raum zur Stärkung der Szene.
Rassistische Aussagen nicht stehenlassen
Viele der Fachkräfte seien überfordert und unsicher, so Jaruczewski, arbeiteten oft aber auch in "extrem prekären Strukturen": Es gebe zu wenig Personal und zu viel Bürokratie, weswegen die pädagogische Arbeit zu kurz komme. "Es ist ganz grundsätzlich und wichtig, den Jugendlichen eine Reibungsfläche zu bieten und rassistische Aussagen nicht stehen zu lassen", sagt Jaruczewski. "Das heißt natürlich auch, sich mit den Entwicklungen im Gemeinwesen und rassistischer Mobilisierung auseinanderzusetzen und dagegen eine Position zu entwickeln."
Notwendig ist aus Sicht Jaruczewskis eine langfristige Förderung von Projekten, die sich für Demokratie und gegen Neonazismus einsetzen. Derzeit seien Projekte wie die AG Jugendfreizeitstätten meist kurzfristig angelegt. Dabei bestehe ein "Dauerbedarf" - nicht nur in Sachsen, sondern bundesweit.
Rechtsextreme Frauen engagieren sich schon in Kitas
Jaruczewski fordert auch mehr Aufmerksamkeit für die Tendenz, dass sich "immer mehr rechtsextreme Frauen im Bildungsbereich oder auch schon in Kitas engagieren". Häufig gebe es die Erwartung, dass es die Jugendhilfe richten solle. Aber:
"Es ist einfach eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, nicht nur der Jugendhilfe. Die kann einen Beitrag dazu leisten, aber insgesamt ist Politik, Zivilgesellschaft gefragt, dort zu agieren."
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