Kampa Verlag übernimmt Schöffler und Jung und Jung

Kräfte bündeln für besondere Bücher

08:56 Minuten
Porträt von Daniel Kampa an seinem Schreibtisch vor einem gut gefüllten Bücherregal.
Bei der Übernahme der Verlage Schöffling & Co. und Jung und Jung gehe es weniger um Wachstum als um Kooperation, erklärt Daniel Kampa. © picture alliance / Keystone / Christian Beutler
Daniel Kampa im Gespräch mit Frank Meyer · 04.01.2022
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Der Kampa Verlag hat die Verlage Schöffling & Co. und Jung und Jung übernommen. Ungewöhnlich, denn bislang wurden kleine Verlage meistens von großen Medienunternehmen übernommen. Es gehe um mehr Effizienz im Hintergrund, erklärt der Kampa-Verleger.
Seit Beginn dieses Jahres ist in der deutschsprachigen Verlagslandschaft ein neues Dreiergespann unterwegs. Der Kampa Verlag aus Zürich hat den Verlag Schöffling & Co. mit Sitz in Frankfurt am Main übernommen. Zudem gehört zu Kampa jetzt auch der Verlag Jung und Jung, der in Salzburg zu Hause ist. Dass ein von einem Konzern unabhängiger, kleiner Verlag wie Kampa zwei andere Verlage übernehmen kann, ist in der Verlagswelt ein erstaunlicher Vorgang. Bislang waren es Medienunternehmen wie Holtzbrinck oder Random House, die Verlage aufkauften.

Glück mit einem Nobelpreis

Den Kampa Verlag gibt es seit 2018, er hat schon nach relativ kurzer Zeit schwarze Zahlen geschrieben. Heute hat der Verlag acht Mitarbeiter.
„Wir hatten Glück mit gewissen Autoren aus dem Krimibereich, aber auch aus dem Literaturbereich“, erklärt Daniel Kampa, Gründer und Verleger des Kampa Verlags. Besonderes Glück hätten sie mit Olga Tokarczuk gehabt, die 2019 den Literaturnobelpreis bekam - ein Jahr zuvor habe der Verlag einen Vertrag mit Tokarczuk über ihr Gesamtwerk abgeschlossen.

"Man muss jeden Cent umdrehen"

Die Übernahme der beiden Verlage Schöffling & Co. und Jung und Jung sei nicht von ihm ausgegangen, sagt Kampa. „Da sind die beiden Herren Jung und Schöffling auf mich zugekommen.“ Es gehe nicht um Größe oder Wachstum, sondern eher um Kooperationen, eine Bündelung der Kräfte, um Zukunftssicherung für die von Jochen Jung und Klaus Schöffling gegründeten Verlage, aber auch für Daniel Kampa und seinen Verlag.
„Es ist wirklich schwierig, mit guten Büchern Geld zu verdienen“, so Kampa. Die drei Verlage leisteten sich Bücher, die ein Wagnis darstellen, die sich nicht unbedingt sofort rentieren. Um sich das leisten zu können, „muss man jeden Cent umdrehen und so effektiv wie möglich arbeiten“.

Zusammenarbeit im Hintergrund

Befürchtungen, dass bei den übernommenen Verlagen Dinge wegfallen könnten oder sich deren Programm verändern könne, tritt Daniel Kampa entgegen.
Die Zusammenarbeit konzentriere sich auf Dinge im Hintergrund wie die Verwaltung: zum Beispiel in der Adresspflege, der Buchhaltung und bei der Organisation und den Kosten für Messestände.
„Wenn eine Buchhandlung schließt, drei Buchhandlungen öffnen, und vielleicht jemand in Rente geht: Da müssen 300 kleine Verlage in Deutschland dann fünf Adressen ändern.“

Mehr Zeit für das Wichtigste: die Bücher

Die kleinen Verlage hätten einen ähnlich großen administrativen Aufwand wie die großen, sagt Kampa. Autorinnen und Autoren und der Buchhandel forderten zu Recht, dass die Kleinverlage in allen Bereichen ähnlich professionell arbeiten wie die großen. „Aber die Kleinen sollen natürlich persönlicher arbeiten.“ Dieser persönlichere Kontakt sei auch ihr Vorteil. Doch diese Anforderungen seien nur zu bewältigen, wenn man im Hintergrund einiges gemeinsam mache.
„Wir brauchen mehr Zeit und Energie für das Allerwichtigste: das Programm, die Bücher, die Autorinnen und Autoren.“
(abr)

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