Kammermusik von Josef Labor

Zarte Wiener Romantik

Denkmal von Josef Labor in Wien.
Erinnerung an einen begnadeten Musiker: In Wien steht ein Denkmal für den beliebten Josef Labor (1842-1924). © imago images / CHROMORANGE
Oliver Triendl im Gespräch mit Stefan Lang  · 01.06.2020
Josef Labor war einer der beliebtesten Klavierpädagogen Wiens: Arnold Schönberg kam zu ihm, die junge Alme Schindler - später Mahler oder auch Alexander Zemlinsky. Der blinde Pädagoge hinterließ auch zutiefst romantische Kammermusik.
Josef Labor wurde 1842 in Böhmen geboren, bald darauf zog seine Familie in die Musikmetropole Wien. Der blinde Junge erhielt dort eine Ausbildung an der Blindenanstalt, seine Vorliebe für die Musik wurde gefördert.
Als Organist wurde Labor bekannt. Sogar König Georg von Hannover, ebenfalls blind, förderte ihn und wurde auch sein Freund. Die Unterstützung des Hauses ermöglichte weitere Ausbildungen. Mit dazu beigetragen haben dürfte, dass er offensichtlich ein sehr angenehmer und fröhlicher Zeitgenosse war.

Vergessene Werke eines exzellenten Pädagogen

So erklärt sich vielleicht auch seine Beliebtheit als Klavierlehrer. Als solcher erarbeitete er sich einen exquisiten Ruf und wurde sogar als eine Art Qualitätswächter des Musikbetriebs anerkannt. Berühmte Persönlichkeiten der Wiener Musikszene kamen auf ihn zu, doch wurden seine Werke vergessen - fast.
Ein Mann richtet seinen Kragen seines Hemdes.
Oliver Triendl freut sich, wenn er als erfolgreicher "Musik-Schnüffler" bezeichnet wird.© Oliver Triendl / Julien Bourgeois
Der Pianist Oliver Triendl fand sein "Opus 3" und führte es auf seinem Festival in Kempten mit Freunden auf. Daraufhin wurde beschlossen, diese Musik solle unbedingt eingespielt werden - so zart, fließend, einschmeichelnd, aber nicht naiv oder plakativ walzerlastig. Der Wiener Charme ist trotz manch dramatischer Stelle immer präsent.
Josef Labor
Quintett e-Moll op. 3 für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass

Nina Karmon, Violine
Pauline Sachse, Viola
Justus Grimm, Violoncello
Niek de Groot, Kontrabass
Oliver Triendl, Klavier

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