Jung

Ein Segen und ein Trugschluss

Ein kleiner Schweizer Junge hat sich mit Schirmmütze und Pfeife ausgerüstet und ist so als kleiner Meisterdetektiv wie sein Vorbild Sherlock Holmes unterwegs.
Ein kleiner Schweizer Junge hat sich mit Schirmmütze und Pfeife ausgerüstet und ist so als kleiner Meisterdetektiv wie sein Vorbild Sherlock Holmes unterwegs. © picture alliance / dpa / Ringier
Von Oliver Schwesig · 02.07.2017
Die schönste Zeit des Lebens - die Jugend. Eine Sehnsucht für die Menschheit in allen Zeiten. Schneewittchen, James Dean, Forever young. Musik, Film und Kunst feiern das Jungsein. Schön, begehrt, gesund. Wer möchte es nicht sein. Aber auf die Dauer? Jugend ist letztlich nur ein kleiner Teil des ganzen Lebens.
Die schönste Zeit des Lebens, sagen die, die sie gerade durchleben, aber auch die, die sie erlebt haben. Das Jungsein. Unbeschwerte Jahre, in den vieles im Leben auf dem Höhepunkt scheint: Schönheit, Vitalität, Leistungsfähigkeit, Gesundheit. Ein Ideal, gerade heutzutage.
"Infantilismus ist in unserer Kultur wichtiger als Reife", diagnostiziert die in Berlin lebende US-Philosophin Susan Neiman in ihrem Buch "Warum erwachsen werden?" Jung sein bringt auf allen Ebenen Punkte. Mehr Begehren, mehr Gesundheit, mehr Erfolg, mehr Trinkgeld.
Und auch wenn der heutigen Zeit unterstellt wird, dass sie vom Jugendwahn geprägt ist, jung sein war immer schon ein Menschheitstraum. Schneewittchen, Dornröschen, Froschkönig – die Märchen sind voll mit Idealisierungen von Jugend und Schönheit. Ebenso in der Filmgeschichte. Klar, streng biologisch betrachtet ist der Fokus auf körperliche Dinge zunächst ein reiner Überlebensimpuls. Aber wäre es nicht auch langweilig, ewig jung zu sein? In dem Film "Giulias Verschwinden" philosophiert eine Gruppe Erwachsener am 50. Geburtstag einer Freundin über das Älterwerden und Jungbleiben und landet am Ende kopfschüttelnd bei der Frage: "Möchtest Du noch mal 25 sein?"
Jungsein, richtig angepackt, ist auch eine Schule fürs Leben. Das Verlernen der Konzentration aufs Körperliche und das Erlernen von Geistigem, Vernunft und Weisheit. Erst dann kann die Sache mit dem Älterwerden und älter sein richtig klappen. Wie wäre es, wenn man Jungsein nicht als Ideal, sondern als Etappe begreift?
"Jung sein heißt, Flügel zu haben. Aber Flügel hat man, um zum Ziel zu fliegen und dabei alle Kräfte auszubilden, Geist und Liebe und Leistung und Sinn für die Schönheit des Lebens", sagte einmal der Schriftsteller Arnold Zweig.

Musikalische Histörchen

Die Erfindung des Jahres 1979 war der Walkman. Das erste Gerät hatte die Typenbezeichnung TPS-L2 und war noch lange von Walkmans späterer Generationen entfernt. Sich in den 80er Jahren ohne Walkman aus dem Haus zu wagen, war für Jugendliche ein Unding. So wie heute die Smartphones bestimmten der tragbare Kassettenspieler und der Kopfhörer das Leben. Selbst heute noch gibt es sie, allerdings ohne Bandkassetten, dafür mit Digitalspeicher und Touchscreen ausgestattet.

Rätsel

Aus welchem Werk wird hier zitiert?
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Antwort: Die Zeilen "Die Welt war jung, die Berge grün" stammen aus Tolkiens "Herr der Ringe". Das Gedicht ist bekannt als "Durins Gedicht" oder "Die Welt war jung, die Berge grün" und wurde in den Tiefen von Moria durch den Zwerg Gimli rezitiert.

Brillant oder Bullshit!?
Das Wochenchaos #26-2017 Verfassungstreue

Verfassungstreue: Die Bundesregierung hat sich nun über Monate bemüht, aus dem deutschen Rechtsstaat einen Überwachungsstaat zu machen (Staatstrojaner! Netzwerkdurchsetzungsgesetz! Vorratsdatenspeicherung!). Da entdeckt plötzlich eine kleine Minderheit konservativer Abgeordneter ihre Verfassungsliebe wieder. Und streitet leidenschaftlich im Namen des Grundgesetzes - aber nicht etwa gegen den Abbau der Grundrechte. Sondern gegen die Akzeptanz von Menschenrechten. Oops.
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