Julia Hülsmann über neue Studie

Jazzmusiker können von Gagen nicht leben

Die Jazzmusikerin Julia Hülsmann im Deutschlandradio-Funkhaus in Berlin
Die Jazzmusikerin Julia Hülsmann im Deutschlandradio-Funkhaus in Berlin © Deutschlandradio-Maurice Wojach
Moderation: Nicole Dittmer und Julius Stucke · 16.03.2016
Die meisten Jazzmusiker in Deutschland arbeiten unter prekären Bedingungen. Die Jazzstudie 2016 liefert liefert die Belege. Die Pianistin Julia Hülsmann erklärt uns, warum es im Jazzclub manchem Barkeeper hinterm Tresen besser ergeht als dem Musiker auf der Bühne.
Dass man mit Jazz in den meisten Fällen nicht zum Millionär wird, ist bekannt. Die von der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) und der Universität Hildesheim durchgeführte Jazzstudie 2016 zeigt aber, wie prekär die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung wirklich sind.
Die Umfrage, an der 1400 Musiker teilnahmen, ergab, dass knapp 70 Prozent der Befragten mit Auftritten und Musikunterricht weniger als 12.500 Euro im Jahr verdienen. Die UDJ begründet das mit niedrigen Gagen und damit, dass manche Förderprogramme auf Popkünstler ausgerichtet seien.

Gerade mal 50 Euro für einen Abend

Die deutsche Jazz-Pianistin Julia Hülsmann sagt, sie könne nur bedingt von ihrer Arbeit leben. Allein die Konzerte würden nicht für den Lebensunterhalt genügen. Sie unterrichte Musikschüler, um neben den Gagen Geld dazuzuverdienen. Es sei "vollkommen normal", dass nach einem Konzertabend Kollegen mit gerade mal 50 Euro nach Hause gehen.
Beispielhaft nannte Hülsmann im Deutschlandradio Kultur eine typische Erfahrung für die Arbeitsbedingungen von Konzertmusikern:
"Es ist manchmal schon lustig, wenn man in einen Club kommt und weiß, der an der Theke wird bezahlt, der, der die Plakate gemacht hat, wird bezahlt, der Techniker wird bezahlt - aber ob der Musiker etwas bekommt, ist nicht immer ganz so klar."
Hülsmann erhofft sich von den der Studie, dass die Politik reagieren wird. Nun sei Schwarz auf Weiss nachlesbar, wie es den Musikern im Berufsalltag ergeht. Zum Beispiel sollten Jazzclubs staatlich gefördert werden und stabilere Arbeitsbedingungen für freiberufliche Musiklehrer schaffen.
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