Journalistin Janina Findeisen

Hochschwanger in Syrien entführt

31:22 Minuten
Janina Findeisen posiert für ein Porträtfoto.
In die Hand von Islamisten gefallen: Die Journalistin Janina Findeisen wurde auf ihren Rückweg aus Syrien gekidnappt. © Markus Tedeskino
Moderation: Ulrike Timm |
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2015 reist die Journalistin Janina Findeisen nach Syrien – hochschwanger. Ihr Ziel: einen Film über eine Freundin zu drehen, die sich dem Dschihad angeschlossen hatte. Aber dann gerät sie 351 Tage in die Hände von Terroristen. Jetzt hat sie darüber ein Buch geschrieben.
Es sei der Fehler ihres Lebens gewesen, sagt Janina Findeisen heute: "Ich habe die Lage völlig falsch eingeschätzt und habe die Sicherheitsgarantie meiner Freundin weit überschätzt."
Als die Journalistin im Oktober 2015 nach Syrien reiste, wollte sie dort einen Dokumentarfilm über ihre Schulfreundin Laura drehen. Diese war zum Islam konvertiert und hatte sich dem Dschihad in Syrien angeschlossen. Janina Findeisen wollte verstehen, warum.

Islamistisches Netzwerk in Bonn

Zehn Jahre hatten sich die beiden nicht mehr gesehen. Als die deutsche Journalistin nach Syrien aufbrach, war sie im siebten Monat schwanger. Acht Tage verbrachte sie mit Laura und deren Kindern, ohne dass die Frauen sich annäherten.
"Auch für sie war das widersprüchlich. Auch für sie gab es noch Dinge, die sie mit mir verbanden. Im ersten Moment hat mich beruhigt, dass es noch eine Kommunikation zwischen uns gab. Ich weiß allerdings nicht, ob sie genau wusste, worauf sie sich einließ, als sie ausreiste und zu den Islamisten nach Afghanistan ging."
Laura hatte sich in Bonn in einem Netzwerk von Islamisten radikalisiert. Als der Krieg in Syrien begann, ging sie dorthin.
"Laura war meine Freundin in der Kindheit in Bonn. Laura hat sich in Bonn nach ihrer Konversion zum Islam langsam radikalisiert. Anfangs war sie emanzipiert, ohne Kopftuch. Plötzlich war sie weg."

Auf dem Rückweg entführt

Auf dem Rückweg zur türkischen Grenze geriet Janina Findeisen in die Hände von Terroristen. Fast ein Jahr war sie an wechselnden Orten in Geiselhaft, abgeschnitten von der Außenwelt und immer wieder um ihr Leben fürchtend.
"Laura hat mir versichert, dass sie von der Entführung nichts gewusst hat. Als ich dann entführt wurde, war es auch für sie ein Schock, so sagt sie es. Wir haben bis heute lose Kontakt."
In dieser Zeit brachte sie ihren Sohn zur Welt. Nach 351 Tagen kam sie frei. Danach sei alles anders gewesen.
"Es hat gedauert, bis ich wieder ankam. In der ersten Zeit war die Realität aus Syrien noch präsent. So war das erste Silvester für mich sehr ungewohnt. Die Böller und die Knallerei haben mich sehr an die Soundkulisse des Krieges in Syrien erinnert."
In ihrem Buch "Mein Zimmer im Haus des Krieges" erzählt die 34-jährige Journalistin ihre Geschichte.
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