Journalist über Hip-Hop in den Feuilletons

"Ich wünsche mir weniger Hochmut"

Die Rapper Kollegah (li.) und Farid Bang (re.) bei der Echo-Verleihung 2018
Die Feuilletons springen beim Hip-Hop vor allem auf Skandal-Rapper wie Farid Bang (re.) und Kollegah an. Zu Unrecht, findet Hip-Hop-Experte © Jörg Carstensen/dpa
Musikexperte Davide Bortot im Gespräch mit Vivian Perkovic · 03.01.2019
Hip-Hop wird von den Feuilletons meist erst wahrgenommen, wenn es mal einen Skandal gibt wie im Fall der Rapper Farid Bang und Kollegah. Das ist schade und werde sich ändern, meint Hip-Hop-Experte Davide Bortot. Er erklärt auch warum.
Hip-Hop ist das wichtigste Musikgenre der Gegenwart. Der am meisten gestreamte Künstler auf Spotify ist Soft-Rapper Drake, eine der wichtigsten Diskussionen des vergangenen Jahres in Deutschland drehte sich um die antisemitischen Textzeilen der Rapper Kollegah und Farid Bang. Doch über die erfolgreichsten deutschen Rapper RAF Camora oder Bausa spricht im Feuilleton kaum jemand. Warum ist das so?

"Bildungsbürgerliche Ignoranz"

Hip-Hop-Experte Davide Bortot glaubt, dass der Erfolg von Rap nicht automatisch mit feuilletonistischer Relevanz einhergeht. Ein Grund, warum Mainstream-Rapper auf den Kulturseiten nicht wahrgenommen würden, sei aber auch eine "bildungsbürgerliche Ignoranz". Das Feuilleton würde sich nur für zwei Formen von Rap interessieren: "Entweder der Rap hat eine politische Botschaft oder er hat eine Form von Gewitztheit, die nach popjournalistischen Kriterien funktioniert."
Für die Zukunft wünscht sich Bortot weniger Hochmut im Feuilleton: "Ich fände es gut, wenn es da eine grundsätzliche Bereitschaft gäbe, genauer hinzuhören und sich mit den Persönlichkeiten zu beschäftigen." Das sei aber nur noch eine Frage der Zeit, glaubt der ehemalige Chefredakteur des Hip-Hop-Magazins "Juice". Es würden immer mehr junge Journalistinnen und Journalisten in den Redaktionen sitzen, die sich – auch aus einer migrantischen Perspektive – mit Hip-Hop beschäftigen.
(mkn)
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