Journalismus als Graphic Novel: "Der Riss"

Dramen an den Grenzen Europas

"Der Riss" ist eine fotorealistische Graphic-Novel, die auf den Recherchen zweier spanischer Journalisten beruht.
"Der Riss" ist eine fotorealistische Graphic-Novel, die auf den Recherchen zweier spanischer Journalisten beruht. © Avant-Verlag
Carlos Spottorno und Guillermo Abril im Gespräch mit Frank Meyer · 10.11.2017
Im Avant Verlag ist eine außergewöhnliche fotorealistische Graphic Novel erschienen. In "Der Riss" berichten zwei spanische Reporter von den menschlichen Dramen, die sich an Europas Außengrenzen abspielen.
Eigentlich ist der Zaun von Melilla nahezu unüberwindbar, trotzdem gelingt es Flüchtlingen immer wieder ihn zu überqueren und nach Europa zu gelangen – ein "Riss" an der europäischen Grenze. Wie grenzt sich Europa an seinen Grenzen vom Rest der Welt ab? Welche Interessen stoßen dort aufeinander? Für das Magazin "El Pais" haben die spanischen Reporter Carlos Spottorno und Guillermo Abril Europas Außengrenzen besucht und die Dramen, die sich dort abspielen, jetzt auch in Form der fotorealistischen Graphic Novel "Der Riss" erzählt. Das Bild auf dem Cover beruht auf einem Erlebnis, das Guillermo Abril ganz besonders bewegt hat:
"Wir befanden uns an Bord eines Schiffes der italienischen Küstenwache, da war ein Notruf eingetroffen. Und das war eben diese erschütternde Szene als die Menschen, die Flüchtlingsmigranten, gerettet wurden. Da waren auch kleine Kinder, Babys dabei. So waren es hier besonders die Schreie des Babys, das als erster Mensch gerettet wurde, die uns beeindruckt haben. Solche Erinnerungen bewahrt man für den Rest seines Lebens auf."

"Man hat selber so viel und die anderen haben so wenig"

Nicht nur auf einem Flüchtlingsschiff, auch im Norden Finnlands an der Grenze zu Russland oder in Weißrussland recherchierten Spottorno und Abril. Sie besuchten Flüchtlinge in der spanischen Enklave Melilla, die manchmal jahrelang in Wäldern leben und davon träumen, eines Tages den Grenzzaun zu überwinden und nach Europa zu gelangen. Guillermo Abril verspürte an diesen Orten ein großes Unbehagen:
"Man spürt das irgendetwas in der Welt nicht stimmt, wenn man selber so ohne weiteres die Grenzen überschreiten kann, nur deswegen, weil man zufällig in jenem Teil geboren ist. Während die, die im anderen Teil geboren sind, dies nicht können. Man hat selber so viel und die anderen haben so wenig. Man spürt man ist mit etwas Größerem konfrontiert: Ich nenne es mal Ungerechtigkeit."
(mw)
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