Neuer PEN-Präsident José Oliver

Jetzt wird ein Brückenbauer gebraucht

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Jose F.A. Oliver, Lyriker und Essayist und neuer Präsident des deutschen PEN, steht nach seiner Wahl in der Innenstadt.
Jose F.A. Oliver ist der neu gewählte Präsident des deutschen PEN-Zentrums. © picture alliance / dpa / Andreas Arnold
Von Stephanie von Oppen · 13.10.2022
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José F. A. Oliver ist neuer Präsident des deutschen PEN. Nach dem Eklat in Gotha und dem krawalligen Austritt von Ex-Präsident Deniz Yücel müsse Oliver die Schriftstellervereinigung jetzt erneuern, kommentiert Stephanie von Oppen.
Auf jeden Fall ist er ein Macher und es ist ihm zuzutrauen, dass er Menschen zu verbinden weiß statt zu polarisieren, und er hat viel Erfahrung, wenn es darum geht, Gelder zu akquirieren. Der Lyriker und Schriftsteller José Oliver, dessen Eltern kurz vor seiner Geburt aus Spanien nach Deutschland kamen, hat nicht nur zahlreiche Preise für seine Literatur eingesammelt, sondern auch ein seit 25 Jahren erfolgreiches Literaturfest gegründet, sich um Literaturvermittlung für Kinder und Jugendliche verdient gemacht und zuvor zehn Jahre lang mit Straßenkindern im Hochland von Peru gearbeitet.

Er muss ein Vermittler sein

In seiner kurzen Rede anlässlich seiner Wahl betonte er, dass es ihm sehr am Herzen läge, der Bedeutung der Literatur für den PEN wieder ein größeres Gewicht zu verleihen.
Doch zunächst wird seine Aufgabe die des Vermittlers sein. Denn wenn tatsächlich Stabilität und Arbeitsfähigkeit wieder hergestellt werden sollen beim PEN Deutschland, dann müssen die Ereignisse von Gotha nochmals gründlich aufgearbeitet werden.

Es braucht eine Modernisierung des PEN

Und dann wird es darum gehen, den PEN Deutschland zu entkrusten und zu modernisieren, ein Anliegen, mit dem eigentlich Deniz Yücel angetreten war. Und selbst wenn er mit seinem lautstarken Austritt klar überzogen hat, seine Visionen und Ideen für eine Erneuerung des PEN waren vielversprechend.
Oliver steht nun vor dem Problem, dass zahlreiche wichtige Mitglieder des PEN Deutschland diesem inzwischen den Rücken gekehrt haben und sich jetzt im PEN Berlin engagieren – darunter viele Schriftsteller:innen mit großen Namen, vor allem aus der jüngeren Generation, die – es war zumindest bei der Gründungsversammlung mit Händen zu greifen – mit großer Energie und jeder Menge Idealismus dabei sind.

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Aber die PEN Berlin-Energie kann auch ein Ansporn für PEN Deutschland sein, sich nach innen zu erneuern. Und auf der anderen Seite könnte der bescheiden und unaufgeregt auftretende José Oliver manches PEN Berlin-Mitglied nachdenklich stimmen. Denn dieser integrative Präsident könnte große Vorzüge haben gegenüber einem Krawallmacher wie Deniz Yücel. 

Ist José Oliver der Aufgabe gewachsen?

In jedem Falle bleibt zu hoffen, dass die beiden Vereine es irgendwann schaffen, wieder enger zusammen zu rücken und die Energie nicht für eine teure Doppelstruktur, sondern für das Kerngeschäft des PEN einzusetzen: die Unterstützung von verfolgten Schriftstellern weltweit. Der neue Präsident wirkt auf den ersten Blick so, als sei er dieser Aufgabe gewachsen.
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