John Burns: "The Kinfolk Garden. Mit Natur leben"

Mein Haus, mein Garten, mein schönes Leben

06:49 Minuten
Buchcover zu John Burns: "The Kinfolk Garden. Mit Natur leben"
Beim "Kinfolk Garden" soll es um ein Leben mit der Natur gehen. Auch wenn Gärten per se alles andere als "natürlich" sind. © Deutschlandradio/Knesebeck
Von Eva Hepper |
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Die Lifestyle-Bewegung Kinfolk sucht nach mehr Lebensqualität - und wächst stetig. Im gleichnamigen Magazin, in Blogs und Büchern werden dabei schöne Menschen in schöner Umgebung porträtiert. Beim Kochen, beim Wohnen und nun auch im Garten.
Kampfgarten. So nennt Umberto Pasti selbst sein zehn Hektar großes Anwesen im Norden Marokkos. Dort hat der italienische Schriftsteller und leidenschaftliche Botaniker dem ehemals kargen Boden ein blühendes Paradies abgerungen und eine Zufluchtsstätte geschaffen für bedrohte Wildpflanzenarten sowie die heimische, doch immer seltener zu findende Iris tingitana.
Der Pflanzenretter und sein marokkanisches Idyll gehören zu 30 Menschen und Orten, die in dem edlen Bildband "The Kinfolk Garden. Mit Natur leben" porträtiert werden. Es sind Kreative jeglicher Couleur und jeglichen Alters, die hier Pate stehen für ein naturnahes, selbstbestimmtes Leben; darunter Architektinnen, Designer, Floristen und Künstlerinnen. Dem Verlagstext zufolge bezeugen sie alle, "wie wohltuend und belebend es ist, mehr Natur in das eigene Leben zu bringen".

Zarte Zweige ranken hinter dem Designerstuhl

Das ist ein typisches Kinfolk-Thema. Die Lifestyle-Bewegung, die der kanadische Kreativ-Direktor Nathan Williams 2011 initiiert hat, und deren Anhänger suchen weltweit nach den Zutaten für ein sinnerfülltes Leben. Stichworte sind weniger Konsum, mehr Kreativität, Zeit für Schönes und Freunde sowie ein bewusst gestaltetes Lebensumfeld. In einem vierteljährlich erscheinenden Magazin, in Blogs und Büchern gibt es dazu Beispiele und Inspiration. Nach Interieurs und Slow-Food sind nun folgerichtig Gärten ins Visier geraten.
Und was für Gärten! Ob es zu einer ehemaligen PR-Fachfrau in den Süden der Türkei geht, zu einem Landschaftsgestalter nach Tokio oder einem Künstlerpaar in die französische Drôme: das oftmals dschungelartige Grün und die dazu gehörenden Gebäude – Villen, Ateliers, Landhäuser – werden mit kurzen Texten und hoch ästhetischen Fotostrecken inszeniert.

Nachhaltig wirtschaftende Farmer und Gärtner

Viele repräsentieren einen gepflegten, durchaus luxuriösen Minimalismus. Da ranken sich zarte Zweige in der Vase hinter dem Designerstuhl, dort dient ein Gartenteich als beheiztes Kinderschwimmbecken und an anderer Stelle wird gewerkelt mit der geschmiedeten Pflanzkelle japanischer Herkunft. Dazu die Zitate der glücklichen Landmenschen, etwa des Architektenpärchens, das sich auf Mallorca verwirklicht, um "unserem schrecklich domestizierten Leben zu entfliehen".
Kein Wunder, dass Kinfolk ("Verwandtschaft") die Gemüter spaltet mit seiner Fokussierung auf ein komplett durchkuratiertes Leben im High-End-Format. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn es geht durchaus um mehr. Mehr Gemeinschaft, mehr Ökologie, mehr Freude am Tun! Und so werden hier auch viele Gemeinschaftsprojekte vorgestellt (von Südafrika bis Kopenhagen), nachhaltig wirtschaftende Farmer oder auch Gärtner, die kompromisslos ihrer Leidenschaft nachgehen und Oasen für sich und andere, für Tiere und Pflanzen schaffen.
So wie Umberto Pasti mit seinem marokkanischen Refugium. Das ist mittlerweile nicht nur ein beliebtes Ziel für engagierte Botaniker, sondern strahlt mit diversen Hilfs- und Lehrprojekten weit in seine Nachbarschaft aus. Auch das gehört zu Kinfolk, wie dieser Prachtband zeigt.

John Burns: "The Kinfolk Garden. Mit Natur leben"
Aus dem Englischen von Cornelia Panzacchi
Knesebeck Verlag, München 2021
352 Seiten, 40 Euro

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