Johann König über die Kunstwelt

Galerien werden mehr und mehr überflüssig

13:48 Minuten
Der Galerist Johann König in seiner Galerie in Berlin.
Der Galerist Johann König sieht der Zukunft der Kunstwelt optimistisch entgegen. Er findet es gut, dass Künstler immer weniger auf Galerien angewiesen sind, um sich bekannt zu machen. © picture alliance / Markus C. Hurek
Johann König im Gespräch mit Marietta Schwarz und Susanne Burkhardt · 31.12.2021
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Für die Kunstwelt war die Pandemie ein "Wahnsinnsmotivator", wie der Galerist Johann König erklärt. Er prognostiziert einen "extremen Paradigmenwechsel". Den Kunstmarkt, wie wir ihn kennen, werde es nicht mehr geben.
Zu den faszinierenden Ausstellungen des letzten Jahres gehört sicher die von Refik Anadol in der Berliner Galerie Johann König. „Machine Hallucinations: Nature Dreams“ konnte man vom 6. November bis zum 17. Dezember bei freiem Eintritt im brutalistischen Kirchenbau der 60er-Jahre St. Agnes sehen.
Ein Teil der Ausstellung leuchtete auch in die Stadt hinein: Dazu wurden 200 Millionen Bilder von Berlin stark abstrahiert auf die Seiten des Kirchenturms projiziert, die wiederum in Echtzeit und auf Grundlage von Wetterdaten der Stadt immer wieder neu komponiert wurden. 

"Galerien werden obsolet werden"

Für den Ausstellungsmacher Johann König zeichnet sich ein „extremer Paradigmenwechsel“ in der Kunstwelt ab, wie er erklärt, durchaus auch befeuert von der Coronakrise einerseits und dem Vormarsch der Digitalkünstlerinnen und -künstler andererseits.

„Ich glaube, dass es den Kunstmarkt, wie wir ihn die letzten 25, 30 Jahre eben kannten, so überhaupt nicht mehr geben wird.“

Johann König, Galerist

Einerseits werde Kunst in die Mitte der Gesellschaft rücken, die Beschäftigung mit ihr werde so normal werden wie die Beschäftigung mit Musik, Literatur, Film oder Theater. Andererseits würden „Galerien zu großen Teilen auch obsolet werden“, weil Künstler sich nun mehr und mehr selbst vermarkten könnten.

"Selbstvermarktung ist normal geworden"

War vorher der Marktzugang nur über eine Galerie möglich, so habe sich das nun mit dem Aufkommen verschiedenster Plattformen wie misa.art oder OpenSea geändert. „Jetzt ist es auf einmal normal geworden, sich selber zu vertreiben. Das ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das überall durchsetzen wird. Und das finde ich auch gut“, sagt König.
Das bedeute aber nicht das Ende der Galerien, von denen es ohnehin viel zu wenige gebe, sagt König, denn sehr erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler bräuchten auch weiterhin eine solche Vertretung, vergleichbar mit sehr erfolgreichen Schriftstellern, die auch eine Literaturagentin hätten. 

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