Impfpflicht für über 60-Jährige

„Es gibt eine Pflicht zum Selbstschutz“

07:51 Minuten
Eine ältere Frau bekommt von einer Ärztin eine Impfung gesetzt.
Minderheiten können nicht vom Rest der Bevölkerung massive Einschränkungen verlangen, wenn sie selber eine Impfung verweigern, meint der Politologe Jörg Tremmel. © imago / Westend61 / Uwe Umstätter
Jörg Tremmel im Gespräch mit Dieter Kassel · 07.04.2022
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Eine Impfpflicht für über 60-Jährige ist für den Politologen Jörg Tremmel keine Altersdiskriminierung. Diese Gruppe sei durch Covid-19 besonders gefährdet. Nun müsse sie sich schützen, auch um die Gesellschaft zu entlasten.
Über insgesamt vier Anträge zur Impfpflicht wird der Bundestag nun abstimmen. Die größten Erfolgsaussichten hat wohl der Gesetzentwurf für eine Impfpflicht für über 60-Jährige.
Ein solches Gesetz sei keine Altersdiskriminierung, sondern der Pandemie geschuldet, sagt der Politikwissenschaftler Jörg Tremmel. Er arbeitet für die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, die er 1997 mitgegründet hat.

Selbstschutz durch staatliche Maßnahmen

Die durch Corona besonders gefährdete Gruppe - Menschen über 60 Jahre - könne sich inzwischen gut mir einer Impfung gegen die Krankheit schützen, gibt Tremmel zu bedenken.

Alle wichtigen Informationen und Entwicklungen zur Impfpflicht finden Sie in unserem Dossier.

Zu Pandemiebeginn seien es hauptsächlich junge Menschen gewesen, die auf ihr Leben verzichtet hätten, um andere zu schützen, so der Politikwissenschaftler. „Jetzt ist es an der Zeit, dass die Älteren sagen: 'Wir tun, was wir können, um uns selber zu schützen.'“ Damit würde die Gesellschaft von der Solidaritätspflicht entlastet.
„Es gibt eine Pflicht zum Selbstschutz, wenn das möglich ist“, betont Tremmel. Schließlich könne man anderen keine Freiheitsbeschränkungen auferlegen, wenn man selbst nicht bereit sei, sich impfen zu lassen. Wenn Menschen nicht genügend Moral bewiesen, müsse der Selbstschutz auch mit staatlichen Zwangsmaßnahmen umgesetzt werden.

Impflücke bei den über 60-Jährigen

Für Tremmel geht es vor allem um die Impflücke bei den über 60-Jährigen. Das seien rund drei Millionen Menschen. „Diese Minderheit kann nicht vom Rest der Bevölkerung verlangen, dass sie sich massiv einschränkt, wenn sie selber die Impfung verweigert“, unterstreicht der Politologe.
Impfstoffe seien eine wichtige Errungenschaft der Menschheit. Dadurch seien Krankheiten wie die Pocken ausgerottet und Schaden von der Gesellschaft abgewendet wurden. Zwar sei der Coronavirus variabel, eine Ausrottung somit schwer möglich, doch werde durch eine Impfung die Krankheitslast und die Hospitalisierungsrate von Infizierten gemindert sowie die Zahl der Toten durch Covid-19 verringert.
 (rzr)

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