Oper statt Party?

Theaterprojekte für Jugendliche haben Konjunktur - mit dem Slogan "Jetzt! Oper für Dich" versucht etwa die Oper Frankfurt junges Publikum anzulocken. Auch an anderen deutschen Opernhäuser bemühen sich die Theaterpädagogen mit fantasievollen Ideen, junge Menschen von der Oper zu überzeugen.
"Oper to go" heißt ein Kurzprogramm der Oper Frankfurt am Main, und es lädt ein zur ersten Begegnung mit einer für viele "fremden Art". Mutige Jugendliche können in Frankfurt auch mal eine ganze Nacht im Theater mit dem "Phantom der Oper" verbringen. An den meisten Häusern sind Workshops für Schüler und bearbeitete Repertoirestücke für Kinder der Standard. Und in vielen Jugendprojekten geht es "so ganz nebenbei" auch noch um die Nachwuchsförderung: An der Jungen Oper Stuttgart begleitet im kommenden Frühjahr das Landes Jugend Orchester Baden Württemberg die Neuproduktion von "Nixe" – nach Dvoraks "Rusalka". Bearbeitungen wie diese bieten zum einen jede Menge kreativen Freiraum, zum andern kosten sie nicht so viel wie ein Kompositionsauftrag. Leider sind daher komplett neue Opern für junges Publikum immer noch Mangelware.
Am Niedersächsischen Staatstheater Hannover hat gerade die Junge Oper aus "Hoffmann´s Erzählungen" eine Reality Fernseh-Show gemacht. Jugendliche sollen ihren Alltag in den neuen Stücken wieder finden. Und Eltern oder Lehrer tun das auch, wenn sie mit den Kids zum ersten Mal ein Opernhaus betreten.
Lange Castings und intensive Probenarbeit fordern Zeit
Viele neue Opernprojekte lassen die Jugendlichen selbst auf der Bühne stehen auch – wenn das für die Theater ganz schön aufwändig ist: Lange Castings und intensive Probenarbeit fordern Zeit, Geduld und fähige Theaterpädagogen. Die werden jetzt am Mozarteum Salzburg in einem neuen Lehrgang für Musiktheatervermittlung ausgebildet – unterstützt von der Komischen Oper Berlin. Das Haus unter Leitung von Barry Kosky ist seit Jahren bekannt für sein starkes Engagement. Von hier stammt auch die neue Idee, mit dem Projekt "Selam Opera" Menschen ins Haus zu locken, deren Familien aus anderen Kulturen stammen, und denen unsere klassische Musiksprache fremd und unvertraut ist.
Natürlich braucht neue Oper für die Jugend nicht nur Engagement, sondern auch Geld. Und das sammelt sich am besten durch Kooperationen: Ein gutes Beispiel hierfür sind die "Jungen Opern Rhein- Ruhr". Gemeinsam finanzieren die Theater Bonn, Dortmund, und Rhein-Oper große Auftragswerke, die dann über mehrere Spielzeiten gezeigt werden. Der Erfolg der aktuellen Jugendoper "Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte" in Düsseldorf soll kommendes Jahr mit der Uraufführung von "Ronja Räubertochter" fortgesetzt werden.
Ob große Show oder experimentelles Studioprojekt – die "Jungen Opern" bieten erstaunlich vielseitige und zeitgemäße Rezepte gegen die fortschreitende Ergrauung im Publikum. Mit ihnen sieht die Zukunft der Oper doch gar nicht so düster aus.