Japanische Künstlerin Yayoi Kusama in Berlin

Kann Kunst einfach glücklich machen?

34:59 Minuten
Ein Mann fotografiert das tentakel-artige Kunstwerk "A Bouquet of Love I Saw in the Universe" von Yayoi Kusama im Berliner Gropius Bau.
Die Ausstellung "Yayoi Kusama. Eine Retrospektive" ist bis zum 15. August im Gropius Bau in Berlin zu sehen. © picture alliance / AP Photo / Markus Schreiber
Moderation: Emily Thomey und Christine Watty · 03.06.2021
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Die Retrospektive der 92-jährigen Yayoi Kusama im Berliner Gropius Bau hüllt das Publikum in ein Farbenmeer. Wir sprechen mit Kunstwissenschaftlerin Ferial Nadja Karrasch über Kunst, die zum Erlebnis wird.
Wenn man Yayoi Kusamas Theorie folgt, ist die Erde nur ein kleiner Punkt im Universum – und Punkte sind somit der Weg in die Unendlichkeit. Die Arbeiten der inzwischen 92-jährigen japanischen Künstlerin setzen sich folgerichtig aus Punkten zusammen: So erschafft sie Flächen, Spiegelkabinette, Installationen und lässt die Besucher und Besucherinnen verschwinden zwischen all den Farben und Formen.
Allein, weil es so bunt ist, macht es Spaß, durch Kusamas Welt zu schreiten – vielleicht gerade während einer Pandemie. Und, noch besser: Diese Kunst ist wie gemacht fürs Internet. Nicht nur Kusama selbst liefert die Bilder für Instagram, die Besucher und Besucherinnen werden Teil der Verbreitungsmaschine, die Ausstellung bleibt längst nicht mehr nur im Gropius-Bau in Berlin.

Spaß statt Verstehen müssen

Wir sprechen mit der Kunstwissenschaftlerin Ferial Naja Karrasch über Kusamas Werk und die Frage nach dem zwanghaften Verstehenwollen in der modernen Kunst, das Kusama auszuhebeln scheint. In ihrer Welt geht es so direkt um Sinnlichkeit und Selbstauflösung, so dass die Verständnisfrage mitten im Museum erst mal ausbleibt.
Was muss man aber über Kusama wissen? Was steckt hinter all den dekorativen Momenten und warum kann einen genau das berühren – selbst wenn man schließlich auch erfährt, wie viele düstere Momente der Kunst von Kusama zugrunde liegen?

Bitte nicht freuen, erst denken

Mit Karrasch schauen wir schließlich auf den aktuellen Zustand der modernen Kunst, wir wollen wissen, wo sich Arbeiten wie die Kusama darin einordnen, und ob der Eindruck stimmt, dass Spiel, Sinnlichkeit und Wohlgefallen die kleinen ungeliebten Geschwister der Ästhetik mancher moderner Kunst zu sein scheinen – und was eigentlich Selfies im Museum erzählen.
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