Jake Xerxes Fussell: „Good and Green Again”

Desillusionierung über die Idee der Vereinigten Staaten

11:08 Minuten
Der US-amerikanische Folkmusiker Jake Xerxes Fussell trägt Jeans-Hemd und Trucker-Mütze
„Good and Green Again” ist die wohl berührendste Platte des US-amerikanischen Folkmusikers Jake Xerxes Fussell. © Tom Rankin
Von Robert Rotifer · 02.02.2022
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Das vierte Album des US-Musikers Jake Xerxes Fussell ist sein berührendstes. Er bettet seine Version des Folk in atmosphärische Soundlandschaften. Eine Rolle dabei spielt auch die Vertonung eines Textes auf einem Fußabstreifer von 1890.
Jake Xerxes Fussell stammt aus den amerikanischen Südstaaten und ist sozusagen mit Blues und Country aufgewachsen. Sein Vater war Volkskundler, beschäftigte sich mit folkloristischer Musik, und schon als Jugendlicher hat Xerxes in North Carolina mit alten Bluesmusikern zusammengespielt.
Mit inzwischen 40 hat er jetzt mit „Good and Green Again” ein Album veröffentlicht, das traditionelle Elemente des Folk mit einer modernen Haltung zusammenbringt.

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Bei diesem vierten Album in sieben Jahren ist die Soundpalette anders als auf den bisherigen Platten. Jake Xerxes Fussell hat sich mit dem Produzenten James Elkington zusammengetan, den man durch seine eigene Arbeit kennt, aber auch durch seine Zusammenarbeit mit Leuten wie Joan Shelley, Steve Gunn und der vergangenes Jahr verstorbenen britischen Folk-Crossover-Größe Michael Chapman.

Fussells berührendste Platte

Elkington bettet seine Version des Folk gern in atmosphärische Soundlandschaften und so kommt Jake Xerxes Fussells bisher vielleicht ruhigste und berührendste Platte zustande. Er nimmt sich Zeit für richtiggehend hypnotische Stücke wie zum Beispiel eine über neun Minuten lange Aufnahme eines Stücks namens „The Golden Willow Tree“, eines Traditionals, das man vielleicht aus Aaron Coplands Bearbeitung in seinen „Old American Songs“ kennt.
Diese Referenz kommt interessanterweise gar nicht vor in den ausführlichen, geradezu akademischen Linernotes, die Fussell zu diesem wie zu allen der Traditionals im Beiheft bereitstellt.
Das sichert ihn auch etwas ab gegen die Kritik der kulturellen Aneignung, die bei solchen Traditionals immer eine Gefahr ist: Er zeigt, dass er seine Quellen würdigt. Wobei es ja das Wesen von Traditionals ist – jedenfalls im progressiven und nicht traditionellen konservativen Sinn – , dass sie in Form einer Geschichte aus der Vergangenheit vor allem etwas über die Zeit erzählen, in der sie gesungen werden.

Vom Fußabstreifer zum Song

Auf dem Album sticht ein Song heraus, der nicht auf ein Traditional zurückgeht, sondern auf ein Stück Folk Art, also Volkskunst, Kunsthandwerk. In diesem Fall ist es ein Fußabstreifer aus Richmond, Virginia, gewoben im Jahr 1890.
Dieser Fußabstreifer ist auch im Booklet abgebildet. Der oder die unbekannte Künstlerin hat darauf genau das bildlich dargestellt, was auch darauf zu lesen ist, nämlich: „General Washington, Noblest of men, His house, his horse, his cherry tree, and him“ – auf Deutsch: „General Washington, edelster aller Männer, sein Haus, sein Pferd, sein Kirschbaum und er“. Jake Xerxes Fussell hat daraus ein 3,5-minütiges Stück Musik gemacht mit dem Titel „Washington“, in dem er genau diese Worte singt.

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Hieran kann man gut sehen, wie die Interpretationen von Traditionals, oder in diesem Fall eines 132 Jahre alten Fußabstreifers, uns etwas über die Welt des Sängers erzählen. Wir wissen natürlich nicht, wie die Künstlerin oder der Künstler diese an sich banale Beschreibung ursprünglich verstanden wissen wollte. Aber im Kontext dieses Arrangements hat das Ganze etwas äußerst Melancholisches.
Die Aussage über George Washington, den ersten Präsidenten der USA, kann verstanden werden als eine Art Statement der Desillusionierung über die Idee der Vereinigten Staaten und ihrer demokratischen Institutionen. Da liegt auch hörbar Sarkasmus drin. Für Jake Xerxes Fussell ist es ein merklicher Schritt vom Interpreten zum Songwriter.

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