Jahrestagung der Zoodirektoren

"Für Tiere gilt ein anderer Freiheitsbegriff"

Ein Flamingo im Tierpark Hellabrunn in München, 2014.
Ein Flamingo im Tierpark Hellabrunn in München © picture alliance / dpa / Sven Hoppe
Rasem Baban im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 03.06.2015
Über den Zoo der Zukunft denken derzeit Direktoren aus Deutschland bei ihrer Jahrestagung nach. Rasem Baban vom Münchner Tierpark Hellabrunn sagt: In einer vernetzten Welt brauche man den Zoo mehr denn je - sonst gehe der Bezug zur Natur verloren.
In Kronberg findet derzeit die Jahrestagung deutschsprachiger Zoodirektoren statt. Einer der Teilnehmer ist Rasem Baban, Zoodirektor des Münchner Tierparks Hellabrunn. Er war zuvor stellvertretender Direktor des Zoos Leipzig. Tiergärten brauche man heute mehr denn je, sagte Baban im Deutschlandradio Kultur:
"Denn wir haben zwar eine wunderbar vernetzte Welt und sind virtuell unterwegs. Aber ich habe den großen Verdacht, dass durch diese Virtualität der echte Bezug zur Natur etwas verloren geht."
In Bezug auf den Zoo müsse man mit dem Begriff "Freiheit" anders umgehen, meinte Baban. Er sei "vom Menschen für Menschen geprägt" worden und ließe sich deshalb nicht 1:1 auf Tiere übertragen:
"Weil für Tiere Freiheit anders zu definieren ist. Grundsätzlich sind Tiere in einem Zoologischen Tierpark perfekt gehalten. Und wir versuchen, die Gehege und die Einrichtungen so naturnah wie möglich nachzuempfinden. "
Tierpark München soll zum "Geozoo der Biodiversität" werden
Im Münchner Tierpark will Rasem Baban die Artenvielfalt und deren Schutz stärker in den Fokus der Besucher rücken. Hellabrunn soll zu einem "Geozoo der Biodiversität" werden. Die Tierwelt bestehe schließlich nicht nur aus Elefanten, Eisbären und Giraffen, so der Zoodirektor Baban:
"Wir haben hier in unserem Aquarium zum Beispiel auch Quallen. Die meisten Kinder und Jugendliche kennen sie nur als Bildschirmschoner von ihrem Handy. Da sieht es ganz toll aus, irgendwie ein bisschen spacig. Aber wenn dann mal eine echte Qualle sieht - wie sich bewegt, wie sie Lichtimpulse abgibt -, dann begreift man plötzlich, was Biodiversität darstellt, was für eine Vielfalt des Lebens es wirklich gibt."
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