Jadus Debütalbum „Nachricht vom Feind“

Viel Symbolik, wenig Inhalt

Die Sängerin Jadu
Das Tragen einer Uniform sei für sie eine Art Schutzschild, sagt die Sängerin Jadu. © I-AM JOHANNES
Von Christoph Möller · 08.02.2019
Mit 19 Jahren bricht die Sängerin Jadu die Ausbildung ab und verlässt die Provinz, um in Berlin ihr musikalisches Glück zu finden. Inspiriert von Marilyn Manson, Rammstein und Marlene Dietrich erscheint jetzt ihr Debütalbum „Nachricht vom Feind“.
"Ich benutze halt sehr viele militärische Metaphern auf meinem Album, in meinen Songs. Und sozusagen ist das ein roter Faden und ein Gesamtbild, was eben damit endet, dass ich in meinem eigenen Kriegsgebiet praktisch stehe. Dadurch, dass ich mein Leben oftmals als Kampf empfunden habe, ist das so ein bisschen dann die Metaphorik."
"Feldzug Berlin", "Blitzkrieg", "Todesstreifen", "Friss Oder Stirb". So heißen die Stücke auf "Nachricht vom Feind", auf dem Cover sieht man Jadu in Militäruniform vor zerstörten Gebäuden, umringt von Stacheldraht. Die martialische Inszenierung setzt sich fort in ihren Musikvideos, immer trägt sie Uniform, als Symbol von Macht.

Auf dem Album sind auch persönliche Geschichten

"Und es ist auch ein bisschen so etwas wie ein Schutzschild, weil, ich war nie eine Person, die wahnsinnig viel Selbstbewusstsein hatte, und man kann sich so ein bisschen darin verstecken."
Jadu erzählt auf "Nachricht vom Feind" viel über ihre eigene Geschichte und verknüpft sie mit historischen und politischen Themen – was oft etwas krass wirkt. Im Stück "Feldzug Berlin" beschreibt sie, wie sie früher als "finstere Gestalt" wahrgenommen wurde und wie sie als schwarze Frau, die Gothic hört, mit Vorurteilen konfrontiert war.
"Ja, wie kannst du denn Rockmusik hören, das passt gar nicht zu dir, du siehst gar nicht so aus. Weil ich halt gothic-mäßig rumgelaufen bin, schwarz gekleidet, hier abrasiert und ab und zu mal eine weiße Kontaktlinse drin, wie Marilyn Manson halt."
"Es geht immer um eine Gruppendynamik, die es damals gab und die man jetzt auch wiedererkennt, auf jeden Fall. Und ich finde, so lange es irgendwelche Menschen gibt, die im Bundestag sitzen und von 'Vogelschiss der Geschichte' sprechen dürfen, finde ich, dass man das immer wieder rausholen kann, das Thema, aber man muss es vielleicht mal auf eine andere Art und Weise versuchen."

Songs könnten leicht von Rechts vereinnahmt werden

Trotz deutlicher Einordnung im Interview: Songs wie "Sirenen und Wagner" könnten leicht von Rechts vereinnahmt werden. Der ständige Marschrhythmus, die feierlich wirkenden Trompeten und Streicher. Jadu spielt mit Klischees rechter Musik, die heute natürlich längst anders klingt. In ästhetischer Hinsicht versäumt sie den Bruch, der die antimilitärische Haltung hörbar machen würde. Auch dem Stück "Uniform" fehlt es an kritischer Distanz.
Im Video sieht man Jadu in einer schwarzen Uniform, die stark an SS-Kleidung erinnert.
"Im Endeffekt ging es um ein Kleidungsstück, was gut aussieht, wo mir wahrscheinlich sehr viele Menschen recht geben, aber sie natürlich unglaublich negativ behaftet ist, durch die Menschen, die sie getragen haben, und die Verbrechen, die darin begangen worden sind. Ja, aber es ist ein künstlerischer Umgang damit."
Doch dieser künstlerische Umgang setzt zu sehr auf den optischen Effekt der Uniform. Zwar hat Jadu anstatt eines SS-Abzeichens ihren Namen auf den Ärmelstreifen gedruckt, trotzdem wirkt ihr Umgang mit dem historischen Material oberflächlich. Dabei kann Jadu es besser: Ein Stück wie "Friedliche Armee" nutzt ebenfalls viele Metaphern, positioniert sich aber eindeutig für Naturschutz und den Erhalt von Wäldern.
Musikalisch ist "Nachricht vom Feind" nur Mittelmaß. Es gibt wenig Dynamik. Die Stücke sind tendenziell rätselhaft, tendenziell episch und tendenziell feierlich. Doch kaum ein Stück untersucht eine Emotion ausführlicher. Es ist bis zum Ende unklar, was Jadu mit ihrer Mischung aus Vergangenheitsbewältigung, Heimatliebe und Machtsymbolik eigentlich genau sagen möchte. Sie provoziert nur um der Provokation willen. Bis auf wenige Ausnahmen, etwa dem Stück "Blitzkrieg", das häusliche Gewalt thematisiert, ist das Album ziemlich plump geraten.
Mehr zum Thema