Tankrabatt als Antwort auf hohe Spritpreise

"Eine irrsinnige Lösung"

07:01 Minuten
Die Benzin- und Dieselpreise an einer Tankstellen in Berlin.
Benzin- und Dieselpreise erreichen Höchststände, über die richtige Abhilfe wird gestritten. © IMAGO/Future Image
Marcel Fratzscher im Gespräch mit Axel Rahmlow · 15.03.2022
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Wegen des Krieges in der Ukraine steigen die Benzinpreise drastisch. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will mit einem „Tankrabatt“ gegensteuern. Der Ökonom Marcel Fratzscher senkt den Daumen.
2,35 Euro kostete am Dienstag zum Teil ein Liter Benzin, und die Preise sorgen dafür, dass Menschen im Internet nach „Tanken ohne bezahlen“ oder „Pflanzenöl Kraftstoff“ suchen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will nun mit einem „Tankrabatt“ dagegenhalten. Die Idee: ein zeitlich befristeter Rabatt direkt an der Zapfsäule, den der Staat den Tankstellen dann erstattet.

Hilfe für die Besserverdienenden

Marcel Fratzscher hält von dieser Idee gar nichts. Denn diese Lösung würde Menschen mit besseren Einkommen zugutekommen, die häufig auch noch zwei oder drei Autos besäßen, sagt der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Menschen mit geringem Einkommen hätten hingegen oft nicht einmal ein Auto.
„Es ist eine irrsinnige und falsche Lösung, denn der Staat hat nicht unbegrenzt Geld“, sagt Fratzscher. Dieser müsse seine Mittel zielgenau ausgeben, und das bedeute im Augenblick, Menschen mit geringem Einkommen zu entlasten. Aufgrund der Abkehr von fossilen Energieträgern werde der Spritpreis ohnehin in naher Zukunft wahrscheinlich weit über 2,35 Euro liegen. Das müsse man den Menschen auch sagen, fordert der Ökonom.

Was entlastet die Bevölkerung?

Um möglichst viele Menschen schnell zu unterstützen, schlägt Fratzscher die Einführung eines „Energiegelds“ vor. Dabei würde jeder Haushalt bis zu einem jährlichen Bruttoeinkommen von 50.000 Euro monatlich 150 Euro erhalten. Zudem könnte die Mehrwertsteuer abgeschafft werden, denn auch die „Nahrungsmittelpreise schießen durch die Decke“. Das ließe sich in kurzer Zeit umsetzen.
Insidern zufolge will Lindner den staatlichen Zuschuss beim Tanken auf drei Monate befristen. Auf eine bestimmte Höhe hat er sich noch nicht festgelegt, aber als möglichen Rabatt 30 oder 40 Cent pro Liter Diesel und Benzin genannt. So könnte der Benzinpreis bei zwei Euro gedeckelt werden.
Pro Rabatt von zehn Cent würden für den Bund Kosten in Höhe von 550 Millionen Euro im Monat entstehen. Der Vorschlag Lindners ist noch keine offizielle Regierungslinie. SPD und Grüne reagierten verhalten.

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