Islamwissenschaftlerin

Erdogan hat Ambitionen eines Sultans

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält eine Ansprache anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der University of Health Sciences in Istanbul am 6.11.2016.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält eine Ansprache anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der University of Health Sciences in Istanbul am 6.11.2016. © imago / Depo Photos
Gudrun Krämer im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Erdogan endlich verständlich? Er will die Türkei zur früheren Größe des Osmanischen Reiches führen, erklärt die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer die Ziele des türkischen Präsidenten. Er stehe aber auch in der Tradition des Staatsgründers Atatürk.
Die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer sieht den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in einer Linie mit dem Staatsgründer der Türkei, Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938). "Also, in der Linie des starken, nationalistischen Führers, der diese Vorstellung einer einheitlichen Nation hat", sagte die Leiterin des Instituts für Islamwissenschaften an der Freien Universität in Berlin im Deutschlandradio Kultur.

In kemalistischer Tradition

Deshalb stehe für ihn auch die Kurdenfrage so stark im Vordergrund. "Wäre Erdogan in erster Linie islamisch oder islamistisch inspiriert, dann dürfte es eine solche Frontstellung an sich nicht geben." Zwischen ethnischen Türken und ethnischen Kurden bestehe religiös kaum ein Unterschied, es sei denn, es handele sich um Aleviten. "Insofern sehe ich ihn sehr stark in der kemalistischen Tradition und selbst, wenn er sich an deren laizistischen Ausrichtung stört, das ist ja ganz offenkundig, bleiben doch enorme Parallelen."

Autoritäre Trennung von Staat und Religion

Ein moderner Staat müsse Religion nicht so stark trennen, wie die Türkei, sagte Krämer und verwies auf das deutsche Beispiel im Vergleich zu Frankreich. "Laizismus ist nicht das einzige Modell einer säkularen Ordnung." In der Türkei bestimme der Staat noch stärker als in Frankreich, wie sich die Religion zu zeigen habe und wo sie ihren Platz habe. "Das ist ein sehr autoritäres Modell des Verhältnisses von Religion und Staat und das muss die Bundesrepublik, das muss auch die europäische Union nicht für den richtigen Weg halten "
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