Iris Berben über Jerusalem

"Wie ein Aufruf zum Frieden"

Iris Berben beim Besuch der Klagemauer in Jerusalem im Mai 1998
Iris Berben ist seit langer Zeit mit Jerusalem verbunden, hier bei einem Besuch im Mai 1998. © dpa / picture alliance / Jörg Schmitt
Iris Berben im Gespräch mit Frank Meyer · 15.12.2015
Seit Jahrzehnten fühlt sich Iris Berben Israel und besonders Jerusalem verbunden. In der Stadt mit den drei Weltreligionen erkennt sie eine Energie, der man sich nicht entziehen könne. Mit dem Fotografen Tom Krausz hat sie darüber ein Buch gemacht.
Im Jahr 1968 fuhr die Schauspielerin Iris Berben das erste Mal nach Israel und Jerusalem. Die Begegnung mit einer Holocaust-Überlebenden dort hat sie nachhaltig geprägt: Es sei eine traurige, aber bereichernde Erfahrung gewesen, wie sie sagt. Zumal damals in Deutschland noch eine "Zeit des Schweigens" herrschte. Seither ist Berben oft nach Jerusalem zurückgekehrt, aber: "Ich kenne diese Stadt nun viele Jahrzehnte - und ich kenne sie eigentlich doch irgendwie nicht."
Es holen dich Gedanken ein: Wer sind wir? Woher kommen wir?
Berben verbindet mit Jerusalem vor allem ein Gefühl von "ungeheurer Energie", die von den drei großen Religionen ausgehe:
"Es geht nicht nur darum, dass du den Muezzin singen hörst, es geht nicht darum, dass du die Kirchenglocken hörst, sondern es hat einen ganz merkwürdigen Spirit, wenn du da durchgehst. Auch wenn du dich entziehen willst, auch wenn du sagst, ich habe mit Religion eigentlich nichts am Hut - es holt dich ein. Es holen dich Gedanken ein: Wer sind wir? Woher kommen wir? Und vor allen Dingen: Es stellt sich für dich eigentlich immer wieder diese Forderung (...), dass man sagt: Diese drei großen Weltreligionen leben so nah an einem so kleinen Platz (...) aneinander - es ist doch wie ein Aufruf zum Frieden."
Ein politisches Buch, das den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern um Jerusalem thematisiert, wollte sie nicht machen, bekennt Berben. Zu einer notwendigen Zweistaatenlösung sei schon alles gesagt worden: "Ich möchte einfach die eigene Zerrissenheit,die man hat, wenn man dort ist, beschreiben." Die Schwarz-Weiß-Fotografien von Tom Krausz würden diese Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit genau zeigen.

Iris Berben / Tom Krausz: Jerusalem. Menschen und Geschichten einer wundersamen Stadt
Corso Verlag, 128 Seiten, 28 Euro

Mehr zum Thema