Internationale Politik in der Krise

Die Antwort heißt Weltparlament

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Protestmarsch von Jugendlichen in Brüssel, Belgien. Auf den hochgehaltenen Handflächen steht: "Our Future - in your Hands".
Protestmarsch von Jugendlichen in Brüssel: Ein Weltparlament könnte auch der Forderung nach mehr Klimaschutz mehr Gewicht verleihen. © Getty / Maja Hitij
Andreas Bummel im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 24.09.2019
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Die Vereinten Nationen sind nicht in der Lage, das Schicksal der Menschheit in die richtigen Bahnen zu lenken. Es gibt verschiedene Visionen, die internationale Politik grundlegend zu reformieren. Für eine davon kämpft Andreas Bummel: das Weltparlament.
Bei der UN-Generaldebatte wird es ab heute wieder jede Menge Reden geben, deren Nachhaltigkeit zumeist begrenzt ist. Kritiker sehen die Vereinten Nationen am Rand der Handlungsfähigkeit - die UN mühen sich, die großen Themen wie Klima, Frieden und Menschenrechte auf die Agenda zu heben, doch die Ergebnisse überzeugen oft nicht.
Die Antwort auf dieses Problem könnte heißen: Weltparlament. Für ein solches kämpft Andreas Bummel, Mitbegründer und Geschäftsführer von "Democracy Without Borders" (Demokratie ohne Grenzen).

Gegengewicht zu Nationalstaaten und Regierungen

Bummel sieht ein Weltparlament als Gegengewicht zu den Nationalstaaten und ihren Regierungen. Es soll "der Menschheit eine Stimme geben".
Angesichts der großen globalen Herausforderungen müssten wir eigentlich in "einer Zeit der Weltinnenpolitik leben", sagt Bummel. Letzten Endes beträfen die globalen Probleme jeden Einzelnen: "Es kann nicht sein, dass das gesichtslose Diplomaten in New York entscheiden."
Als ersten Schritt hin zu einem Weltparlament sieht Bummel die Einrichtung einer parlamentarischen Versammlung bei den Vereinten Nationen. Damit würde ein Prozess angestoßen, der dann letztlich zum Weltparlament führen könne.

Parlamentarische Versammlung schon morgen möglich

Die Generalversammlung der UN dürfe Nebenorgane einsetzen, betont er - eine solche parlamentarische Versammlung könne also schon morgen geschaffen werden, wenn es den politischen Willen dazu gäbe.
Die Demokratie könne nur weiterentwickelt werden, wenn sie über die Nationalstaaten hinausgehe, glaubt Bummel. Und letztlich wäre es auch zum Vorteil der einzelnen Regierungen, die Vereinten Nationen so zu stärken, sagt Bummel: "Es zeichnet sich deutlich ab, dass die Vereinten Nationen in ihrer heutigen Konfiguration nicht in der Lage sind, den großen globalen Herausforderungen etwas entgegenzusetzen."
(ahe)

Andreas Bummel, Jo Leinen: "Das demokratische Weltparlament. Eine kosmopolitische Vision"
Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 2017
464 Seiten, 26 Euro

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