Ingeborg-Bachmann-Preis

Wie spannend war's in Klagenfurt?

Joachim Meyerhof liest bei dem Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt
Joachim Meyerhof liest bei dem Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt © dpa
05.07.2014
Drei Tage lang haben 13 Literaten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Klagenfurt aus unveröffentlichten Texten gelesen - und sich dem Urteil der Jury gestellt. Barbara Wahlster zieht für uns Bilanz.
Die Autoren stellten sich dem kritischen Urteil einer Jury aus sieben Literaturkritikern, die sie zu diesem Autoren-Wettbewerb eingeladen haben. In der "Lesart" zieht Barbara Wahlster heute um 11.05 Uhr Bilanz der 38. Tage der deutschsprachigen Literatur 2014.
Sehr persönliche, sehr verschiedene Nöte ihrer Protagonisten waren es, welche die Bewerber um den "Ingeborg-Bachmann-Preis" dem Publikum im Saal und via Fernsehen skizziert haben.
Nöte einer alten Frau, die ihren krebskranken Gatten tötet; einer jungen Frau, die den Muttertag über sich ergehen lässt und den Wunsch nach einem zweiten Kind prüft; einer Tochter, die sich mit ihrem NS-belasteten Vater auseinandersetzt, eines Steuersünders, der sich verunsichert bei seinem Prüfer im Finanzamt eingefunden hat; einer verheirateten Wissenschaftlerin, die auf einer Konferenz einer früheren leidenschaftlichen Liebe wiederbegegnet; eines Großstadtmenschen, der sein Ich durch ein Milieu von Drogen und Kriminalität bewegt; eines Paares, das während einer Urlaubsfahrt über den Tod der kleinen Tochter trauert, die der Mann überfahren hat; einer Studentin, die sich im Chat mit einem ihr unbekannten Partner an ihre Mutter und die Kindheit in einer Flüchtlingsfamilie erinnert; eines "anständigen" Gemeindeverwalters, der von finsteren Paramilitärs in den Schweizer Bergen entwaffnet wird; einer Frau, die in der Einöde eine Panne mit ihrem Auto erlebt, das ihr die Mutter aufgedrängt hatte.
Lob und Zweifel der Jury
Weit gingen die Meinungen der Jury-Mitglieder auseinander. Da lobten sie eine Autorin als zeitgenössische Stimme und bewunderten zugleich ironisch deren Mut angetreten zu sein. Sie rätselten, wie sich Internet-Kommunikation angemessen in einem Roman abbilden lasse, zweifelten oder zeigten sich beeindruckt, wo sie von neuen Schreibformen überzeugt waren.
Oder sie entdeckten ältere literarische Vorlagen, mit denen sie mal mehr und mal weniger im präsentierten Text anfangen konnten. Und hörbar waren sie betroffen, sobald Autoren Szenen schilderten, welche die Kritiker an eigene Erfahrungen erinnerten.
Eröffnet wurden die Literaturtage von Maja Haderlap mit ihrer Rede "Im Licht der Sprache". Der Preisträgerin des Jahres 2011 schreibt sowohl auf Deutsch als auch auf Slowenisch und wohnt in Klagenfurt, wo sie Chefdramaturgin am Stadttheater (1992 – 2007) war.
Die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann wurde 1926 in Klagenfurt geborgen und 1973 auch begraben. Sie lebte und arbeitete in Wien, München, Zürich, Frankfurt am Main, Berlin und Rom, wo sie bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam. Zu einer ersten Lesung war sie als junge Literatin 1952 von der "Gruppe 47" eingeladen worden.
Am Sonntagvormittag um 11.00 Uhr wird der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen – live übertragen vom ORF auf 3Sat. Gestiftet wurde er von Klagenfurt am Wörthersee, der Landeshauptstadt des österreichischen Bundeslandes Kärnten, in einer Höhe von 25.000 Euro.
Einer von fünf weiteren ist der "BKS Bank Publikumspreis", an dessen Abstimmung jeder Interessierte via Internet noch bis Sonntag um 15 Uhr teilnehmen kann.
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