"In der Wüste kennt nur der Kluge den Weg"

Von Margarete Blümel |
Nachdem der Rest der Welt die Arabischen Emirate lange genug mit immer neuen Prachtbauten, Eishallen in der Wüste und schließlich mit Dubais finanziellem Countdown assoziiert hat, tritt die emiratische Literatur aus ihrem bisherigen Schattendasein heraus. Die Buchmesse in Abu Dhabi, die einzige bilingual ausgerichtete Buchmesse im Nahen Osten, konnte dieses Jahr einen Ausstellerzuwachs von mehr als 30 Prozent verbuchen.
Vor allem im größten und reichsten der sieben Scheichtümer ist der Ehrgeiz groß, mithilfe eines neugegründeten Joint-Venture-Unternehmens den Buchmarkt zu professionalisieren. Die als "Ladies’Clubs" bezeichneten literarischen Zirkel laden einheimische Schriftsteller in ihre Häuser oder in Cafés ein, um über ihre Bücher zu diskutieren.

Auf Abu Dhabi TV wird regelmäßig ein populärer Dichterwettstreit ausgetragen. Die Teilnehmer messen sich mithilfe neu verfasster Gedichte aus dem Nabati miteinander, einer literarischen Tradition, die auch als Beduinen- oder Volkspoesie bezeichnet wird. Die Falkenjagd in der Wüste, heroische Taten der Vorväter, aber auch das Mädchen, dessen Blick sich beim McDonalds-Besuch in das Herz des jungen Emiratis gebohrt hat, können in den Versen eine Rolle spielen.

Das Preisgeld ist hoch, die thematische Bandbreite groß – ähnlich wie beim Shaik-Zayed-Wettbewerb, den dieses Mal der Autor Qais Sedki gewann. In seinem Buch erzählt er traditionelle arabische Inhalte und Geschichten als Manga-Cartoons. Über seinen Erfolg war nicht zuletzt der Autor sehr erstaunt, der nach der Preisverleihung zu den ihn feiernden Freunden sagte: "Stellt Euch vor. Was lesen nun demnächst emiratische Beduinen in Ferraris? - Mangas!"


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