"Das ist das alte Denken von Charity"
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Afrika braucht in der Covid-Krise mehr als "Gaben der Barmherzigkeit", sagt Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission. "Da muss die Frage des geistigen Eigentums angegangen werden."
500 Millionen Impfstoffdosen wollen die USA an ärmere Länder spenden, auch die EU plant Ähnliches. Doch inwieweit hilft das Afrika wirklich, die Covidkrise zu bewältigen?
Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission in Tübingen (Difäm), ist skeptisch. Afrika brauche viel mehr als solche "Gaben der Barmherzigkeit", sagt sie. Zwar seien 500 Millionen Dosen eine große Geste: "Aber das ist das alte Denken von Charity."
Wenn man wirklich nachhaltige Entwicklung schaffen wolle, müsse Afrika ein Partnerkontinent werde, so Schneider weiter. "Da muss man investieren und da muss die Frage des geistigen Eigentums angegangen werden."
Patente für Impfstoffe sollten unter Kontrolle der WHO oder anderer internationaler Organisationen an Firmen weitergegeben werden, die Produktionskapazitäten auf dem afrikanischen Kontinent aufbauen könnten.
Möglichkeiten dazu gibt es der Difäm-Direktorin zufolge durchaus: "Wir haben Südafrika, wir haben Kenia, Ghana, wir haben Länder, die sind gut aufgestellt, da kann man auch lokale Produktionseinheiten aufbauen."
Es fehlt an Logistik - und an Impfbereitschaft
Schneider warnt außerdem davor, sich lediglich auf die Frage der Verfügbarkeit von Impfstoffen zu konzentrieren, um die Covidkrise in Afrika zu bewältigen. Es brauche auch die die notwendige Infrastruktur, um die Impfstoffe zu lagern, zu transportieren und zu verteilen.
Deshalb müssten auch die lokalen Gesundheitssysteme gestärkt werden.
Nicht zuletzt geht es auch darum, die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent "mitzunehmen" und sie davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, zu impfen. Es brauche Kampagnen, um zu sensibilisieren und die lokalen Mitarbeitern des Gesundheitssystems zu schulen, damit sie Informationen für die Menschen verständlich weitergeben.
"Am Ende geht es auch darum, Einflussnehmer wie Kirchenführer, Pastoren, Imame – Menschen, die die Menschen vor Ort auch erreichen, die akzeptiert sind – davon zu überzeugen, dass sie die Botschaft weitertragen", sagt Schneider.
(uko)