Impfstoff für arme Länder

Der globale Süden ist von der Pandemie hart getroffen

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Transportbereite Kartons mit Impfdosen und der Aufschrift "Sanifo Pasteur" und "UNICEF".
UNICEF ist weltweit der größte Beschaffer von Impfstoffen und stellt nun seine Netzwerke bereit, um in der Pandemie Impfdosen in arme Länder zu transportieren. © AFP / Joel Saget
Rudi Tarneden im Gespräch mit Oliver Thoma |
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Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, ist weltweit der größte Beschaffer von Impfstoffen. Das Netzwerk werde nun für die Impfung gegen Covid-19 zur Verfügung gestellt. 850 Tonnen Vakzin sollen jeden Monat verteilt werden.
Seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag wird in Deutschland der Coronaimpfstoff verteilt. Einen Tag später soll mit den ersten Impfungen begonnen werden. Neben der Logistik in Deutschland wird eine besondere globale Herausforderung sein, wie in armen Ländern das Vakzin zu den Impflingen gelangt.
Rudi Tarneden ist Pressesprecher von UNICEF Deutschland, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Er unterstreicht, dass UNICEF weltweit der größte Beschaffer von Impfstoffen – beispielsweise gegen Masern oder Kinderlähmung - ist. Rund zwei Milliarden Dosen werden im Jahr beschafft. Nun werde UNICEF sein bestehendes Netzwerk der Covax-Initiative zur Verfügung stellen, die für eine faire globale Verteilung des Covid-19-Vakzins sorgen soll.

70.000 Kühlschränke im Solarbetrieb

Es gehe darum, die Menschen zu schützen, die am stärksten gefährdet seien, sagt Tarneden. Das seien vor allem Menschen, die im Gesundheitsbereich und sehr nah an anderen Menschen arbeiteten. "UNICEF wirbt auch bei den Regierungen darum, zum Beispiel Lehrer frühzeitig zu impfen, um sicherzustellen, dass Kinder weiter in die Schule gehen können", so Tarneden.
Die größten Herausforderungen bestehe nun darin, das neue Vakzin, das bei sehr niedrigen Temperaturen gelagert werden muss, sicher zu transportieren. Wie schwierig das sei, habe man auch in Deutschland gesehen.
Die Logistik ist in warmen und weniger zugänglichen Gegenden zusätzlich erschwert. Man rechne aber damit, im kommenden Jahr jeden Monat 850 Tonnen Impfstoff zu verteilen, betont Tarneden. Dafür sollen insgesamt 70.000 Solarkühlschränke installiert werden, eine halbe Milliarde Einmalspritzen und die dazugehörigen, notwendigen Entsorgungsboxen stünden zudem zur Verschiffung bereit.
Noch ließen sich die Kosten für die große Impfkampagne nicht beziffern, so der UNICEF-Mitarbeiter. Mit mehreren Hundertmillionen US-Dollar werde wohl im nächsten Jahr zu rechnen sein. Denn es gehe darum, dass die notwendigen Strukturen funktionierten. Außerdem verhandele das Kinderhilfswerk zurzeit mit den Impfstoffherstellern um günstige Preise.

Verstärkende Krisen

Noch gebe es kein vollständiges Bild, wie schwer die Coronapandemie die Länder des globalen Südens getroffen habe. Doch bereits jetzt sei zu beobachten, wie die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 die ärmsten Menschen hart getroffen habe, sagt Tarneden. Das seien sowohl die Wanderarbeiter in Indien, Fischer im Senegal oder auch die Bewohner in den Slums von Nairobi.
"Die Folge ist, dass Armut zunimmt. Das bedeutet, dass Kinderarbeit zunimmt und dass sich eine schwierige Situation für die Menschen ergibt, die ohnehin am Rande stehen", unterstreicht der UNICEF-Sprecher. Durch die Pandemie würden bereits bestehende Krisen – wie die Klimakrise, Konflikte oder wie im südlichen Afrika die Heuschreckenplage – noch verstärkt.
(rzr)
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