Berliner Impfzentrum in ärztlicher Eigeninitiative

Boostern auf Hochtouren

06:05 Minuten
Der Berliner Impfarzt Daniel Termann.
Viel Platz, kaum Wartezeiten. Daniel Termann zeigt sein bestens organisiertes Impfzentrum. © Thilo Schmidt / Deutschlandfunk Kultur
Von Thilo Schmidt · 20.12.2021
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Der Berliner Arzt Daniel Termann hatte in seiner Praxis angefangen, gegen das Coronavirus zu impfen. Doch der Andrang wurde so groß, dass er sich entschieden hat, ein kleines Impfzentrum zu gründen. Mittlerweile verimpft er bis zu 2.000 Dosen am Tag.
Ein altes, backsteinernes Fabrikgebäude in Berlin-Moabit. Keine Schlangen vor dem Haus, nur vor dem Eingang im zweiten Stock stehen ein Dutzend Impfwillige. Nach drei, vier Minuten betreten sie den Loewe-Saal, in dem normalerweise Bankette, Hochzeiten oder Tagungen stattfinden.

Wir haben diesen Saal in kürzester Zeit umfunktioniert zu einem Impfzentrum. Wir sehen hier zehn bis 15 Impfstraßen, in denen jede Kabine mit einem Impfarzt besetzt ist. Pro Impfkabine werden hier jeden Tag 100 bis 150 Menschen geimpft und geschützt vor dem Coronavirus.

Daniel Termann, Impfarzt

15 Impfstraßen auf 2.000 Quadratmetern

Daniel Termann hat Ende November mit zwei Impfstraßen in seiner Praxis angefangen, aber bereits drei Tage später ist er in die Historische Fabrik umgezogen und hat sich stetig vergrößert. Nunmehr sind es bis zu 15 Impfstraßen auf 2.000 Quadratmetern.
Vor den Impfkabinen Stuhlreihen. Hinten nehmen die Impflinge Platz und rücken stuhlweise vor. Zehn Minuten haben wir jetzt hier gesessen, und die Aktion ging fünf Minuten. Und fertig“, sagt ein Impfling. „Das ging superschnell“, sagt ein anderer.
Die vom Personal der großen Berliner Impfzentren gewohnte Gutgelauntheit auch hier. Vielleicht liegt das daran, dass alle davon überzeugt sind, etwas sehr Sinnvolles zu tun.

Dringend gebraucht und gut bezahlt

Jakob Ernst und Max Amann schlendern durch den Saal. Die beiden jungen Ärzte haben gerade Feierabend. Viele junge Ärzte wie sie kommen gerade aus der Uni, wollen sich noch nicht binden, werden aber hier dringend gebraucht und gut bezahlt.
Ihre Impflinge sind froh, dass sie hier sein können. Von Impfgegnern und Coronaleugnern bedroht wurden sie noch nicht, sagt Max Amann, aber:

Ich hatte tatsächlich schon die Erfahrung, dass Leute gekommen sind und mich dann gefragt haben, ob ich da nicht vorbeispritzen kann. Habe ich natürlich verneint, natürlich kann ich das nicht machen.

Max Amann, Impfarzt

"Ich habe denen dann auch die Impfung gegeben, aber manche Leute denken wirklich so und hoffen, dass sie da irgendwie dran vorbeikommen, um nur irgendwie den Sticker ins Impfbuch zu kriegen und sich dann irgendwie den QR-Code holen zu können."

Mobiles Impfen für behinderte Menschen

Jakob Ernst und Max Amann bilden neuerdings ein mobiles Impfteam. Sie versorgen eine Berliner Behinderteneinrichtung vor Ort. Heute haben sie damit begonnen, Hunderte Bewohner zu impfen. Deren Einrichtung hatte seit Oktober vergeblich versucht, Boostertermine zu bekommen und sich schließlich an Daniel Termann gewendet. Ohne Initiativen wie diese wäre die Impfkampagne vermutlich viel langsamer.
Und jetzt bin ich dran, denn auch ich habe heute hier meinen Boostertermin gebucht. Ich wollte mich anstellen, in die Stuhlreihe setzen wie alle anderen. Aber Daniel Termann schleust mich, den Mann mit Mikro und Aufnahmegerät in der Hand, in eine unbesetzte Impfkabine – auch, um den regulären Ablauf nicht zu stören, nimmt sich im Vorbeigehen eine aufgezogene Spritze vom Tisch hinter den Impfkabinen, an dem eine pharmazeutisch-technische Assistentin die Impfdosen vorbereitet.

Kleiner Piks, große Wirkung

Pullover aus, Ärmel hoch, kenne ich ja schon, trotzdem ist es aufregend und beruhigend zugleich. Kleiner Piks mit großer Wirkung. Bis zu 2.000 kleine Pikse werden hier verabreicht – jeden Tag, Tendenz steigend. 60.000 im Monat, eine mittlere Kleinstadt. Für viele ein bisschen mehr Freiheit, rechtzeitig vor Beginn der Feiertage.
"Wir stehen jetzt vor Weihnachten. Wir stehen vor Neujahr. Die Leute fahren quer durch die Republik. Das sind alles erhebliche Hotspots für die Weiterverbreitung des Coronavirus. Und wir wollen unseren Beitrag zur Beendigung dieser Pandemie und zur Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens leisten, indem wir jetzt den Fokus auf die Booster-Impfung hier im Impfzentrum Historische Fabrik legen."

Impfzentrum Historische Fabrik in Berlin-Moabit
Wiebestraße 42-45, 10553 Berlin

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