Im Zeichen des Umbruchs

Von Margrit Klingler-Clavijo · 29.09.2013
Die zeitgenössische Literatur Brasiliens ist urban, weltoffen und von beeindruckender Vielfalt. Sie entsteht im kritischen Dialog mit den modernen Klassikern der brasilianischen Literatur: Machado de Assis, Graciliano Ramos, Clarice Lispector. Der literarische Kanon, der sich lange an Europa orientierte, wird zusehends erweitert durch Bezüge auf arabische, asiatische und afrikanische Kulturtraditionen.
Viele junge Autoren suchen neue Formen. Sie experimentieren mit den Erzähltechniken von Film und Fernsehen, finden den Sound bei Rock und Reggae oder der Música Popular Brasileira, der brasilianischen Volksmusik.

Einer ihrer wichtigsten Ikonen, der Sänger und Schriftsteller Chico Buarque de Hollanda, bewegt sich mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen Musik und Literatur. Das Themenspektrum ist breiter denn je: Familiensagas über Niedergang und Desillusionierung, Auseinandersetzung mit der Militärdiktatur (1964-1985). Miniaturen über die Gewalt und das urbane Chaos von Rio de Janeiro und São Paulo. Romane über die Emigration von Juden aus Ost- und Mitteleuropa, die verkannte Aspekte der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts erhellen.

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