"Ich wollte nie das Komma sein in einem Satz"

Von Carola Wiemers · 08.05.2011
"Ich wollte nie das Komma sein in einem Satz", konstatiert 1977 der Lyriker, Dramatiker und Filmemacher Thomas Brasch (geboren 1945) wenige Monate, nachdem er die DDR verlassen hat. Ruhelose Wanderer zwischen verschiedenen Schreibwelten sind auch der Regisseur und Stückeschreiber Einar Schleef (geboren 1944) sowie die Romanciers Klaus Schlesinger (geboren 1937) und W. G. Sebald (geboren 1944).
Mit ihrem Tod zur Jahrtausendwende - alle starben im Jahr 2001 - hat die Literatur einige ihrer radikalsten Stimmen verloren. Die Bausteine ihrer Poetologien sind aus unterschiedlichem Material, doch verbindet sie ein schonungsloser Blick auf die deutsche und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts.

In präzisen Darstellungen loten sie die Tiefen der Traumatisierungen aus, die das Ausgeliefertsein und die Fremdheit im eigenen Land und territoriale wie seelische Ausgrenzung ausgelöst haben. In ihren Romanen und Erzählungen, Tagebuchaufzeichnungen, Gedichten und Stücken werden sie zu unbequemen Chronisten der Zeit, deren Erinnerungs- und Trauerarbeit weit in die Zukunft reicht.

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