Internationaler Ibsen-Preis

Theatrale Inklusionsarbeit

06:54 Minuten
Ein Schauspieler mit einer Elefantenkopfmaske und ein zweiter, der Hitler darstellt, stehen auf einer Bühne.
Hindu-Gott Ganesh möchte das Swastika zurückhaben: Schauspieler der Gruppe Back to Back in der Produktion „Ganesh Versus the Third Reich“. © Jeff Busby/Back to Back Theatre
Elisabeth Luft im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 18.09.2022
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Beim australischen Back to Back Theatre stehen ausschließlich Menschen mit Behinderung auf der Bühne. In Oslo hat die Kompanie nun den renommierten Ibsen-Preis erhalten und führte dort „Ganesh Versus the Third Reich“ auf, eines ihrer ältesten Stücke.
Der Internationale Ibsen-Preis ist mit 2,5 Millionen Norwegischen Kronen (280.000 Euro) die höchstdotierte Auszeichnung der Theaterwelt. Peter Handke, Heiner Goebbels, Peter Brook und die britische Experimentaltruppe Forced Entertainment zählen zu den Preisträgern der prestigeträchtigen Auszeichnung.
In diesem Jahr ging der 2007 gestiftete Preis erstmals nach Australien und zum ersten Mal an ein Ensemble mit ausschließlich behinderten Schauspielern. Das 1987 gegründete Back to Back Theatre um Regisseur Bruce Gladwin erhielt die Auszeichnung in Oslo.
Die Stücke der Kompanie behandeln oft Themen wie Inklusion, berichtet Theaterkritikerin Elisabeth Luft. Doch nicht alle Produktionen drehen sich um Behinderung. Eine aktuelle Inszenierung thematisiere beispielsweise die künstliche Intelligenz (KI), sagt Luft.

Hindu-Gott auf Reise durch das „Dritte Reich“

Bei der Auszeichnung in Oslo führte das Back to Back Theatre „Ganesh Versus the Third Reich“ auf, eines ihrer ältesten Stücke. Darin begibt sich der elefantenköpfige Hindu-Gott Ganesh auf eine Reise durch das „Dritte Reich“, um das Hakenkreuz – ein Glückssymbol im Hinduismus – zurückzuerobern.
Der Kompanie gehe es dabei neben dem Thema kulturelle Aneignung unter anderem um Machtfragen, so Luft, beispielsweise: Wer hat das Recht, Geschichten zu erzählen und gehört zu werden? „Das Starke“ an dem Stück ist nach Ansicht der Kritikerin, dass eine Geschichte über Nazi-Deutschland von Menschen erzählt werde, „die damals einfach eliminiert und ausgelöscht wurden.“

Behinderte Menschen mit anderen Augen sehen

In der Begründung der Osloer Jury heißt es, die Arbeit des Back to Back Theatres inspiriere uns, „bessere Künstler und bessere Menschen“ zu sein. Durch die Auszeichnung erhalte die Kompanie viel mehr Anerkennung, sowohl in Australien als auch international, glaubt Luft. Für Regisseur Bruce Gladwin und seine Gruppe verbinde sich damit die Hoffnung, international weiter auftreten zu können.
Damit verbunden sei auch die Hoffnung, „dass Menschen mit Behinderung zunehmend mit anderen Augen gesehen werden“, sagt Luft. Man hoffe, dass die Gruppe mit ihrer Arbeit dazu beitragen könne, „dass wir sehen, welcher Reichtum, welche Vielfalt es gibt und dass dieser Reichtum und diese Vielfalt viel mehr wertgeschätzt werden.“
(tmk)

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