Roman von Norbert Kron

Wie E.T.A. Hoffmann von der Musik zur Literatur fand

11:24 Minuten
Buchcover: "Der Mann, der E.T.A. Hoffmann erfand" von Norbert Kron, Aphorisma Verlag.
Roman über eine tiefe Freundschaft: Norbert Krons neues Buch. © Deutschlandradio / Aphorisma
Norbert Kron im Gespräch mit Joachim Scholl  · 20.06.2022
Audio herunterladen
Über die Freundschaft zwischen dem Schriftsteller E.T.A. Hoffmann und seinen Förderer Julius Eduard Hitzig war bisher wenig bekannt. Nun ist sie zum Stoff für einen Roman geworden.
Zum 200. Todestag von E.T.A Hoffmann erzählt der Schriftsteller Norbert Kron in seinem neuen Roman "Der Mann, der E.T.A. Hoffmann erfand" von der bewegenden Freundschaft des Literaten mit seinem wichtigsten Förderer und späteren Biografen, Julius Eduard Hitzig. Dieser war es, der Hoffmann von der Musik zur Literatur brachte, ihn tatkräftig unterstützte und durch seine Biografie das Bild des Schriftstellers bis heute nachhaltig prägt.

Vom Komponisten zum Schriftsteller

Die beiden Juristen hatten sich 1804 in Warschau kennengelernt und angefreundet. Damals strebte Hoffmann eigentlich noch nach einer Karriere als Komponist, erzählt Kron. Durch seine guten Kontakte in Verleger- und Literatenkreise in Berlin habe Hitzig seinem Freund den Weg bereitet. Warum Hoffmann schließlich Schriftsteller geworden sei, beantwortet der Romanautor so: "Das ist letztendlich ein Rätsel, dass in das Wesen der Kreativität hineinführt."
Er sei erst kürzlich in einem Kammerkonzert mit Musik von Hoffmann gewesen. "Es ist wunderschöne Musik", sagt Kron: "Man kann die wunderbar hören, aber wahrscheinlich war sie einfach nicht revolutionär." Vielleicht habe Hoffmann als Komponist zu viel Respekt vor seinen Heroen Wolfgang Amadeus Mozart und Christoph Willibald Gluck gehabt.
Die Literatur habe Hoffmann zunächst nicht so ernst genommen und sich erst auf Zuruf von Hitzig damit beschäftigt. "Da macht er plötzlich den Quantensprung und kommt in eine Form des romantischen Erzählens, die es vorher nicht gab", sagt Kron.

Auf der Suche nach dem Vater

Der Vater von Norbert Kron, der Germanist Wolfgang Kron, war ein bedeutender Hoffmann-Forscher. Ihm ist der Roman gewidmet. In der Bibliothek seines Vaters hätten zahlreiche Hoffmann-Ausgaben gestanden, erzählt Kron. Der Vater erkrankte, als der Sohn in die Pubertät kam und begann, sich für Literatur zu interessieren. "Er war zehn Jahre lang in dieser Bibliothek, während ich aufwuchs", sagt der Autor über seinen Vater, der dann zum Pflegefall wurde.
"Je älter man wird, umso mehr will man wissen: Was hat den Vater eigentlich getrieben?" sagt der Schriftsteller. Sein Vater habe alles gewusst, was in den Büchern stand, aber als Sohn sei er nicht mehr an ihn herangekommen. "Wenn ich den Hoffmann erforsche und durchdringe in seinem Wesen, dann komme ich an meinen Vater nochmal heran", sagt Kron. Das sei der Auslöser für seine Beschäftigung mit E.T.A. Hoffmann gewesen.

Norbert Kron: "Der Mann, der E.T.A. Hoffmann erfand"
AphorismA-Verlag, Berlin 2022
224 Seiten, 22 Euro

Mehr zum Thema