Martin Nusch (Hg.): Ganzzz und garrr missraten! Die besten O-Töne von Marcel Reich-Ranicki. Durch sein kurioses Kritikerleben führt Max Moor
Der AUDIO VERLAG, Berlin 2017
1 CD, ca. 1. Stunde Laufzeit, 14,99 Euro
Die besten Sätze des Literaturkritikers
Marcel Reich-Ranicki war bis zu seinem Tod die Instanz des deutschen Literaturbetriebes. Jetzt ist ein Hörbuch erschienen, das noch einmal zeigt, warum er so einzigartig war. Fernsehmoderator Max Moor führt durch das Leben eines Kritikers, der von sich selbst überzeugt war.
Mit 49 Minuten ist dieses Hörbuch erstaunlich kurz für so ein pralles Kritikerleben wie das von Marcel Reich-Ranicki. Am Ende darf er selbst Bilanz ziehen, in einem montierten Dialog mit Max Moor:
"Man stirbt vor Langeweile bei der Wiedergabe"
"Sie meinen, wenn man dieses Hörbuch hört?"
"Wenn’s um mich geht..."
"Wieso, das ist doch gerade interessant, wenn es um Sie geht. Lieber Herr Reich-Ranicki, ich glaube, dass viele Leute jetzt einiges Neues erfahren haben, und es hat noch kein Kritiker dieses Hörbuch verrissen."
Wie auch, ist ja gerade erst erschienen. Man stirbt nicht vor Langeweile, wirklich Neues erfährt allerdings auch nur der, der noch nichts über Reich-Ranicki wusste.
"In Deutschland wird in Kritiken zu viel gelobt, jeder Mist wird gelobt. Es ist unglaublich, die Verleger schummeln gar nicht. Die können bei jedem Buch draufschreiben, es sei ein Meisterwerk."
Ein Meisterwerk – das ist dieses Hörbuch sicher nicht, dafür bleibt es zu sehr an der Oberfläche, ist zu redundant und ohne klare Erzählstruktur. Die Ablehnung des Deutschen Fernsehpreises ist nicht der einzige O-Ton, der mehrfach zu hören ist:
"Ich kann nur diesen Gegenstand, der hier verschiedenen Leuten überreicht wurde, von mir werfen oder jemanden vor die Füße werfen, ich kann das nicht annehmen."
"Man stirbt vor Langeweile bei der Wiedergabe"
"Sie meinen, wenn man dieses Hörbuch hört?"
"Wenn’s um mich geht..."
"Wieso, das ist doch gerade interessant, wenn es um Sie geht. Lieber Herr Reich-Ranicki, ich glaube, dass viele Leute jetzt einiges Neues erfahren haben, und es hat noch kein Kritiker dieses Hörbuch verrissen."
Wie auch, ist ja gerade erst erschienen. Man stirbt nicht vor Langeweile, wirklich Neues erfährt allerdings auch nur der, der noch nichts über Reich-Ranicki wusste.
"In Deutschland wird in Kritiken zu viel gelobt, jeder Mist wird gelobt. Es ist unglaublich, die Verleger schummeln gar nicht. Die können bei jedem Buch draufschreiben, es sei ein Meisterwerk."
Ein Meisterwerk – das ist dieses Hörbuch sicher nicht, dafür bleibt es zu sehr an der Oberfläche, ist zu redundant und ohne klare Erzählstruktur. Die Ablehnung des Deutschen Fernsehpreises ist nicht der einzige O-Ton, der mehrfach zu hören ist:
"Ich kann nur diesen Gegenstand, der hier verschiedenen Leuten überreicht wurde, von mir werfen oder jemanden vor die Füße werfen, ich kann das nicht annehmen."
Prägnante O-Töne verknüpft mit Reich-Ranickis Lebensgeschichte
Auf diesem Hörbuch, geschrieben und zusammengestellt von dem Autor und Radiojournalisten Martin Nusch sind nicht nur prägnante O-Töne zu hören, es wird auch Reich-Ranickis Lebensgeschichte erzählt: Die bekannten Stationen, Geburt in Polen, Abitur an einem Berliner Gymnasium, die Kriegsjahre, das Warschauer Ghetto, seine kurze Mitarbeit für den polnischen Auslandsgeheimdienst.
"Mein Glaube an den Kommunismus war ein fundamentaler Irrtum."
Die Ausreise nach Deutschland Ende der 50er Jahre, wo er als Kritiker für verschiedenen Zeitungen schreibt.
"Und die Honorare waren jämmerlich und ich wäre beinahe verhungert. Aber ich bin nicht verhungert. Denn gerettet hat mich der Rundfunk."
Dann schwenkt der Erzähler wieder in die Kindheit, wo ein Lehrer Marcel prophezeit haben soll, dass er Kritiker wird.
" Wahrscheinlich hat er da auch immer gefragt:"
" Wozu soll ich das lesen, wozu soll ich ein solches Buch lesen?"
Und noch einmal wird von Warschau erzählt, wo er 1940 seine spätere Frau kennen lernte – die er im Warschauer Ghetto dann heiratet.
"Er ist als Übersetzer noch relativ geschützt. Die Deutschen brauchen seine Sprachkenntnisse."
"Da war die Idee, blitzartige Idee, ich muss sie sofort heiraten, damit sie eine Bescheinigung hat, dass sie meine Ehefrau ist und somit nicht deportiert wird."
"Mein Glaube an den Kommunismus war ein fundamentaler Irrtum."
Die Ausreise nach Deutschland Ende der 50er Jahre, wo er als Kritiker für verschiedenen Zeitungen schreibt.
"Und die Honorare waren jämmerlich und ich wäre beinahe verhungert. Aber ich bin nicht verhungert. Denn gerettet hat mich der Rundfunk."
Dann schwenkt der Erzähler wieder in die Kindheit, wo ein Lehrer Marcel prophezeit haben soll, dass er Kritiker wird.
" Wahrscheinlich hat er da auch immer gefragt:"
" Wozu soll ich das lesen, wozu soll ich ein solches Buch lesen?"
Und noch einmal wird von Warschau erzählt, wo er 1940 seine spätere Frau kennen lernte – die er im Warschauer Ghetto dann heiratet.
"Er ist als Übersetzer noch relativ geschützt. Die Deutschen brauchen seine Sprachkenntnisse."
"Da war die Idee, blitzartige Idee, ich muss sie sofort heiraten, damit sie eine Bescheinigung hat, dass sie meine Ehefrau ist und somit nicht deportiert wird."
Ein Kritiker, der von sich überzeugt war
"Ganzzz und garrr missraten" - auch wenn der Titel das suggeriert – ist das Hörbuch dann allerdings auch nicht. Es ist immer unterhaltsam Reich-Ranicki zu hören, in seiner Absolutheit:
"Die meisten Bücher, die wir im Quartett hier besprochen haben im Laufe der beinahe 14 Jahre, habe ich von der ersten bis zur letzten Zeile gelesen. In den meisten Fällen war es eine Qual."
Das Literarische Quartett war ja unter seiner Führung auch eine ganz besondere Instanz. Und seine Verrisse waren legendär:
"Ich finde dieses Buch unerträglich. Das ist ein unerträgliches Buch. Ich würde so was nie im Leben freiwillig lesen."
Auch vor großen Namen hatte er keinen Respekt:
"Also man darf doch was gegen Walser sagen!"
"Die meisten Bücher, die wir im Quartett hier besprochen haben im Laufe der beinahe 14 Jahre, habe ich von der ersten bis zur letzten Zeile gelesen. In den meisten Fällen war es eine Qual."
Das Literarische Quartett war ja unter seiner Führung auch eine ganz besondere Instanz. Und seine Verrisse waren legendär:
"Ich finde dieses Buch unerträglich. Das ist ein unerträgliches Buch. Ich würde so was nie im Leben freiwillig lesen."
Auch vor großen Namen hatte er keinen Respekt:
"Also man darf doch was gegen Walser sagen!"
Er war wirklich ein Solitär, daran erinnert dieses Hörbuch, belesen, streng im Urteil – und sehr von sich überzeugt. Nach seinem Tod konnte keiner an seine Stelle treten, der Platz des Literatur- und Kritikerpapstes ist verwaist. Vielleicht ja auch ein gutes Zeichen für eine aufgeklärte Gesellschaft: Die Leser sind wieder zurück geworfen auf sich selbst.