Historiker Robert Traba

Was Polen und Deutsche verbindet

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"Eigentlich haben wir soviel gemeinsam erlebt", sagt Robert Traba. © privat
Moderation: Klaus Pokatzky  · 19.06.2018
"Eigentlich haben wir soviel gemeinsam erlebt, unglaublich viel und trotzdem trennt uns, wie wir erinnern", sagt Robert Traba. Und deshalb verfolgt der Historiker ein großes Ziel: Er will die Verständigung zwischen Polen und Deutschen verbessern.
Nach dem Gemeinsamen von Polen und Deutschen zu forschen – das hat sich der polnische Historiker Robert Traba zur Lebensaufgabe gemacht. Der Direktor des Zentrums für Historische Forschung Berlin der polnischen Akademie der Wissenschaften hat seit dessen Gründung im Jahr 2006 ein großes Projekt verfolgt: "Deutsch-Polnische Erinnerungsorte".
Dabei geht es darum, beiden Perspektiven Raum zu geben und der Ideologisierung beziehungsweise Instrumentalisierung der Geschichte entgegen zu wirken.

"Uns trennt eigentlich das, was wir erinnern"

"Uns trennt eigentlich das, was wir erinnern. Eigentlich haben wir soviel gemeinsam erlebt, unglaublich viel und trotzdem trennt uns, wie wir erinnern. Und ich dachte mir, wir müssen die Mechanismen zeigen, warum die Deutschen und die Polen anders erinnern. Das war das Ziel. Dadurch können wir uns besser verstehen."
Dieses Anliegen wurde ihm bereits in die Wiege gelegt. Seine Großväter waren nach Frankreich emigriert, seine Eltern wiederum nach Polen zurückgekommen – und fühlten sich dort als Fremde.
"Wir leben in Europa wo eigentlich jeder von uns sagen kann: Ich habe einen Migrationshintergrund. Wir müssen versuchen diese ganze komplizierte Geschichte der letzten 70 Jahre besser zu verstehen: Diese Grenzverschiebungen, diese Bevölkerungsverschiebungen. Das ist ein Phänomen, das Europa seit den Völkerwanderungen nicht erlebt hat."

Interesse an der ostpreußischen Geschichte

Seine Familie zog nach dem Krieg in ein sogenanntes "deutsches Haus" in Masuren und freundete sich später mit den ehemaligen Bewohnern an. Unter anderem diese Erfahrung weckte Robert Trabas Interesse an der ostpreußischen Geschichte, für deren Erforschung er sich in Masuren mit dem Verein "Borussia" engagierte.
Ein weiteres Projekt war die Ausstellung "Wir Berliner", die 2009 das Leben der Polen in einer der "größten polnischen Städte" nach Warschau zeigte. Heute sieht er sein "Zuhause in Polen und in Deutschland – und Berlin gehört dazu: Ich bin hier zuhause."
Robert Traba, der auch Vorsitzender der deutsch-polnischen Schulbuchkommission ist, wird das Amt des Direktors seines Instituts Ende Juni abgeben.
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