"Hiob" nach Joseph Roth am Burgtheater Wien

Glaubenszweifel eines Toralehrers

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Peter Simonischek als Mendel Singer bei einer Fotoprobe von "Hiob" nach dem Roman von Joseph Rot im Burgtheater in Wien
Peter Simonischek als Mendel Singer bei einer Fotoprobe von "Hiob" nach dem Roman von Joseph Rot im Burgtheater in Wien © picture alliance/APA/picturedesk.com
Von Eberhard Spreng  · 24.02.2019
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Eine chassidische Familie im Aufruhr gegen Kultur und Tradition: Mit Peter Simonischek in der Titelrolle kommt Joseph Roths "Hiob" im Wiener Burgtheater auf die Bühne. Inszeniert hat der Oberammergauer Passionsspielregisseur Christian Stűckl.
Tochter Miriam ist Nymphomanin mit einem Faible fűr Kosaken, Sohn Jonas will zu den Soldaten, Sohn Schemerjah will in die USA auswandern, der Jűngste ist geistig behindert und Frau Deborah unzufrieden mit Mendel Singers Bescheidenheit. Der Toralehrer hat einige Műhe, seine Familie zusammenzuhalten.
Oberammergauer Passionsspielregisseur Christian Stűckl zeigt die chassidische Familie mit Kippas und Gebetschnűren und im Aufruhr gegen Kultur und Tradition. In ihrer Mitte trotzt der Vater den Umbrűchen.
Der Schauspieler Peter Simonischek spielt die Titelfigur auch in tapferem Kampf mit der ihm aufgebűrdeten Textmenge. Erst nach der Pause, im US-amerikanischen Exil, kommt Ruhe und Konzentration ins Spiel. Dennoch bleibt die im Roman gestellte Theodizee-Frage in der Theaterversion unvermittelt.

Theodizee-Frage: Warum tut Gott das?

Warum erlegt ein an sich guter Gott seinem treuen Diener so harte Prűfungen auf? Warum műssen Frau und Sohn sterben, die Tochter verrűckt werden? Singers Schuld ist, dass er den behinderten Sohn in Europa zurűckließ. Und ausgerechnet der wird ihm später zur Rettung im Hadern mit dem Glauben.
Auf drei Wellen im Bűhnenboden hat Stűckl seine Burgtheater-Inszenierung eingerichtet: So als spielte das Familiendrama im atlantischen Irgendwo, an einem Ort der nicht abgeschlossenen Migration, der nicht gelungenen Ankunft in der neuen Kultur. Am Ende, wenn Singer den Glauben an seinen Gott zurűckerlangt hat, leuchten die Bűhnenwellen wie Dűnen einer Wűste. Und Simonischek wird groß wie ein Prophet und greift mit den Händen in den Himmel.
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