Hinter den Kulissen im US-Wahlkampf

Reggie Love: Obamas "Junge für alles"

Reggie Love war Barack Obamas "Junge für alles" - unter anderem spielte er Basketball mit dem Präsidenten
Reggie Love war Barack Obamas "Junge für alles" - unter anderem spielte er Basketball mit dem Präsidenten © imago / ZUMA Press
Von Martina Buttler · 15.09.2016
Der US-Wahlkampf ist wohl die größte Show der Welt. Wie ein Kandidat dasteht, liegt auch an seinem Assistenten. Reggie Love war Barack Obamas DJ, Reisebüro, Wecker, Zettelträger, Terminkalender und Ober-Organisator. Hier plaudert er aus dem Nähkästchen.
18-Stunden-Tage, Diskretion, Loyalität und Pfadfinderqualitäten – das macht den Job hinter den Präsidentschaftskandidaten aus. Die engsten Assistenten sind im Wahlkampf immer einen Schritt hinter dem Politiker, aber sie halten den Laden und den Kandidaten am Laufen. So wie Reggie Love das bei Barack Obama gemacht hat. Die Tasche des 1,95-Meter-Mannes im Wahlkampf ist vollgestopft – gerüstet für alle Eventualitäten:

Filzstifte, Fleckentferner, Ladegeräte, Backup-Files

"Da war alles drin. Krawattennadeln, schwarze und silberne Filzstifte, Fleckentferner, Ladegeräte, Computer-Backup-Files, eine Zeit lang habe ich während des Wahlkampfs einen Drucker mit mir rumgeschleppt."
Barack Obama hatte einen eigenen Namen für sein "Mädchen für alles": I-Reggie. Der Mann im Hintergrund, der für alles eine Lösung fand, weil er sie finden musste. Und nebenbei organisiert das Team hinter dem Kandidaten dessen Leben:
"Man muss dafür sorgen, daß der Kandidat dreimal am Tag isst, Zeit freischaufelt, um die Familie anzurufen, abends mit seinen engsten Beratern telefoniert. Dass er genug Zeit hat, seine Reden zu überarbeiten und dass das dann auch umgesetzt wird und mit den Teleprompter-Leuten alles vorbereiten - es ist von allem ein bisschen."

Reggie hatte für alles eine Lösung

Reggie Love reiste mit Obama im Wahlkampf durch alle 50 Bundesstaaten bis in die kleinsten Orte - und sein Job war unter anderem etwas Essbares zu finden, das Obama mochte und noch halbwegs warm zu ihm kam. Das war in Amana, Iowa, ein schwerer Job, erinnert sich Reggie Love:
"Da gab’s nichts. Und ich habe ihm im Auto zum nächsten Termin die Auswahl vorgestellt: frittierter Glasaugenbarsch oder ein ebenfalls frittiertes Schweinefilet-Sandwich. Und er guckt mich an, als wenn er sagen will: Das ist alles, was du hast? An dem Abend haben wir uns dann eine Pizza bestellt."
Auf dem Weg zurück ins Oval Office: Barack Obama mit seinem ehemaligen Assistenten Reggie Love
Auf dem Weg zurück ins Oval Office: Barack Obama mit seinem ehemaligen Assistenten Reggie Love© imago / ZUMA Press
Reggie war Obamas DJ, Reisebüro, sein Wecker, Zettelträger, Terminkalender, Basketball-Trainingspartner, sein Ober-Organisator.
"Zwei Jahre lang im Wahlkampf überlegt man, wo man am Ende der Welt eine New York Times herbekommt. Ich hatte immer meine Musik dabei, weil man zum Teil keine gute Musik im Radio finden konnte, wenn man über Land fuhr."

Nabelschnur zum echten Leben

Das Backoffice eines Wahlkampfs – da ist für Fehler kein Platz. Reggie Love hat am Abend vor der ersten Fernsehdebatte Obamas Tasche in Florida stehenlassen. Er dachte, er würde gefeuert, aber er kam mit einem sehr ernsten Gespräch davon: Ob Love seinem Job gewachsen sei? Einen Wahlkampf im Hintergrund zu organisieren heißt immer, gedanklich deutlich voraus zu sein:
"Dein Leben ist nicht mehr dein Leben und man ist konstant in dieser Blase."
Reggie Love war im Wahlkampf für Obama nicht nur ein Basketballpartner, sondern auch seine Nabelschnur zum echten Leben:
"Wahlkampf – das ist ein 24-Stunden-Job am Limit. Nicht nur für den Kandidaten, sondern auch für das Team dahinter."
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