Hessische Filmförderung trennt sich von ihrem Chef

Keine klare Distanzierung von der AfD

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Hans Joachim Mendig, Geschäftsführer von HessenFilm, lehnt sich in Berlin aus einem Fenster, im Hintergrund ist die Spree zu sehen
Ein gemeinsames Foto mit AfD-Chef Jörg Meuthen kostete Hans Joachim Mendig seinen Posten. © imago / Lars Reimann
Ein Kommentar von Ludger Fittkau · 24.09.2019
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Der Chef der Hessischen Filmförderung Hans Joachim Mendig muss seinen Posten räumen. 500 Filmschaffende hatten von ihm eine klare Distanzierung von der AfD gefordert, die er nicht geliefert hat. Deshalb muss er zu Recht gehen, kommentiert Ludger Fittkau.
Es ist gut und richtig, dass Hans Joachim Mendig ab heute nicht mehr Chef der staatlichen hessischen Filmförderung ist. Denn Mendig hatte in den letzten Tagen keinen glaubwürdigen Versuch unternommen, das arg angeschlagene Vertrauensverhältnis zur deutschen Szene der Filmschaffenden irgendwie wieder herzustellen.
Ein gemeinsames Foto mit dem AfD-Chef Jörg Meuthen hatte er als "privat" bezeichnet, während Meuthen in der Bildunterschrift von einem konstruktiven "politischen" Austausch gesprochen hatte. Heute legte der AfD-Vorsitzende noch einmal nach und gab öffentlich bekannt, dass er von Mendig explizit vorher die Genehmigung zur Veröffentlichung des Fotos bekommen hatte.
Hans Joachim Mendig auf dem Instagram-Kanal des AfD-Politikers Jörg Meuthen.
Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen veröffentlichte das Bild mit Hans Joachim Mendig auf seinem Instagram-Kanal.© Instagram /joerg.meuthen

Nicht dass Mendig mit Meuthen geredet hat, ist das Problem

Mehr als 500 deutsche Filmschaffende waren durch dieses Foto sowie die widersprüchlichen Aussagen zum Entstehungskontext irritiert. Sie hatten deshalb Mendigs Rücktritt gefordert und gezeigt: Eine solidarische Kulturszene kann enorme Macht entfalten. Filmförderung in Hessen und anderswo gegen die Filmemacherinnen und -macher: Das geht nicht!
Dabei ist eines klipp und klar festzuhalten: Nicht dass Mendig mit Meuthen geredet hat, ist das Problem! Jeder politisch interessierte Kulturschaffende hat gute Gründe, mit AfD-Politikern zu sprechen, um zu lernen, wie die ticken. Das schärft den Blick auf einen längst nicht mehr marginalen Teil der Gesellschaft und kann damit auch die künstlerische Arbeit befruchten.

Mendig duldete die öffentliche "Vermarktung" des Treffens

Doch dass Hans Joachim Mendig die öffentliche "Vermarktung" des Treffens mit Meuthen durch den AfD-Vorsitzenden duldete und sich davon nie distanzierte, ist der Knackpunkt. Die Filmförderung in Hessen ist dem Geiste der gesellschaftlichen Toleranz und Solidarität verpflichtet, nicht der Spaltung. Für die jedoch steht die AfD. Spätestens mit Mendigs Nicht-Distanzierung von Meuthen war das angeblich Private politisch geworden. Hans Joachim Mendig als Chef der "HessenFilm" war nicht mehr tragbar.
Letztendlich ging es aber nicht nur um die Wirkung eines Fotos. Denn bereits Ende vergangener Woche hatte die hessische Kunstministerin Angela Dorn öffentlich gemacht, dass sie schon seit ihrem Amtsantritt im Januar mit Mendig im kritischen Gespräch war. Der Grund: Das Vertrauensverhältnis zwischen den Filmschaffenden und dem obersten hessischen Filmförderer war bereits seit längerem gestört.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte

Es gab also eine krisenhafte Vorgeschichte des Fotos von Mendig mit Meuthen. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Die Rücktritte der Filmemacher und -macherinnen aus den Gremien der "HessenFilm" sowie die Distanzierung aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der staatlichen hessischen Filmförderungsgesellschaft in der vergangenen Woche haben schließlich keinen anderen Schritt als die Trennung von Mendig zugelassen. Dass sie nun schnell passierte, ist das Verdienst der neuen hessischen Kunstministerin Angela Dorn. Gut gemacht!
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